Brasilien: Die Savannenlandschaft des Cerrado ist stark bedroht

Eine Savannenlandschaft in Brasilien
WWF schlägt Alarm und fordert besseren Schutz des Ökosystems. Die Hälfte des Gebiets sei der Agrarindustrie zum Opfer gefallen.

Dramatische Zustände spielen sich im brasilianischen Cerrado ab: Die größte und artenreichste Savanne der Welt schwindet im Rekordtempo. Darauf macht die Umweltschutz-Organisation WWF aufmerksam. Seit den 1970er Jahren habe sich der Lebensraum für viele Tiere um die Hälfte verkleinert. Schuld daran sei der zunehmende Fleischkonsum, für den immer größere Mengen an Futtermitteln für die Massentierhaltung benötigt werden: „Es ist längst nicht mehr nur der Amazonas-Regenwald, sondern vor allem die Cerrado-Savanne in Gefahr. Die Hälfte des Gebiets ist dem Agrarindustrie bereits zum Opfer gefallen. Wir müssen diese Zerstörung dringend stoppen!“, fordert Julia Haslinger, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung

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Das brasilianische Gebiet ist mit der afrikanischen Savanne vergleichbar und Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten, wie vom Riesengürteltier, Mähnenwolf, Ameisenbär und dem Jaguar. Neben dem Erhalt der Biodiversität ist der Cerrado als globaler Kohlenstoffspeicher und für die Wasserversorgung Brasiliens von enormer Bedeutung. Der Amazonas-Regenwald und die Trinkwasserversorgung der Großstädte Rio de Janeiro und Sao Paolo hängen von ihm ab.

Jährlich werden 100.000 Hektar der artenreichen Savanne zerstört, um Soja für die Tierfütterung anzubauen

Rund sechzehn Prozent des nach Europa importierten Sojas stammt heute aus dem Cerrado. “Während die Entwaldung im Amazonas erfreulicherweise sinkt, geht die Zerstörung fernab von öffentlichem Interesse im Cerrado aber im Rekordtempo weiter - mit dramatischen Auswirkungen auf Umwelt, lokale Bevölkerung und das Klima“, warnt Haslinger. 

Die Entwaldung im Amazonas ist gesunken - die Rodungen im Cerrado sind um rund 150 Prozent gestiegen. Für einen besseren Schutz wald-ähnlicher Ökosysteme, wie den Cerrado, fordert der WWF Österreich eine Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes. „Das Gesetz muss auch wald-ähnliche Ökosysteme dringend besser schützen. Denn auch Feuchtgebiete und Savannen sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt und im Kampf gegen die Klimakrise essentiell“, sagt Haslinger.

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Das Ausklammern von wald-ähnlichen Ökosystemen aus dem Gesetz wäre ein Freifahrtschein für die Zerstörung dieser Gebiete. Es brauche eine umfassende Regelung, um sogenannte "Spillover-Effekte" zu vermeiden und Bewusstsein für die essentielle Bedeutung wald-ähnlicher Ökosysteme zu schaffen. “Jedes Schulkind lernt über die Bedeutung des Amazonas-Regenwaldes für unseren Planeten. Den Cerrado kennt kaum ein Erwachsener. Dabei ist er eine Ökoregion der Superlative, die für den Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität von elementarer Bedeutung ist“, sagt Haslinger.

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Waldbrände

Weniger Fleisch essen und mehr Transparenz

Außerdem fordert der WWF Österreich die Ursachen der Naturzerstörung effizient zu bekämpfen, wie etwa den weltweiten Fleischkonsum zu reduzieren, der für den Anbau von Futtermitteln und die damit verbundene Zerstörung verantwortlich ist. „Mit unserem Konsum tragen wir weltweit massiv zur Naturzerstörung bei. Mit einer Reduktion des Fleischkonsums haben wir eine echte Superpower im Kampf gegen Klimakrise und Artensterben in der Hand“, sagt WWF-Ernährungsexpertin Julia Haslinger. Vor allem die Politik sei gefordert, eine klima- und umweltschonende Ernährung zu erleichtern - etwa durch die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Die Kosten von Fleischprodukten müssten transparent abgebildet werden. “Dafür braucht es verpflichtende und klare Kennzeichnungen zu Herkunft und Produktionsbedingungen, sodass keine Naturzerstörung auf unseren Tellern landet“, fordert Julia Haslinger vom WWF Österreich.

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