Weihnachtsmette im Zirkuszelt statt in Notre-Dame

Weihnachtsmette im Zirkuszelt statt in Notre-Dame
Erstmals seit zweihundert Jahren konnten Katholiken in Paris die Weihnachtsmesse nicht in der berühmten Kathedrale feiern.

Wegen der teilweisen Zerstörung von Notre-Dame durch den verheerenden Brand im April haben die Katholiken in Paris die Weihnachtsmesse erstmals seit zweihundert Jahren nicht in der berühmten Kathedrale feiern können.

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit hat die traditionelle Mitternachtsmette zu Weihnachten stattdessen in einem Zirkuszelt gefeiert. Im Zirkus Gruss, der im Park Bois de Boulogne im Westen der Hauptstadt Quartier macht, versammelten sich in der Nacht auf Mittwoch rund 2.500 Gläubige, wie der Radionachrichtensender Franceinfo berichtete.

Notre-Dame auf der Ile de la Cite im Herzen von Paris war am 15. April in Flammen aufgegangen. Wegen der Bauarbeiten, die noch Jahre dauern werden, gibt es laut Pariser Diözese erstmals seit 1803 keine Christmette.

Gläubige konnten auch Messen in der wenige hundert Meter entfernten Kirche Saint-German l'Auxerrois am Louvre-Palast oder in Saint-Sulpice in der Nähe des Luxemburg-Parks besuchen.

Weihnachtsmette im Zirkuszelt statt in Notre-Dame

"Wir weinen seit dem 15. April"

Der Dekan von Notre-Dame, Patrick Chauvet, hielt den Mitternachtsgottesdienst in der Saint-German l'Auxerrois ab. "Es ist nicht dasselbe, aber es ist immer noch eine Weihnachtsmesse", sagte die 16-jährige Juliette vor dem Beginn des Gottesdienstes. "Wir werden heute Abend definitiv an Notre-Dame denken", fügte die junge Frau, die mit ihrer Familie aus Aix-en-Provence nach Paris gekommen war, hinzu.

"Wir weinen seit dem 15. April", sagte die Pariserin Danielle mit Blick auf das Datum des verheerenden Brandes. Im vergangenen Jahr habe sie noch an der Messe in Notre-Dame teilgenommen, sagte sie. Ein Lichtblick sei für sie der Notre-Dame-Chor, der trotz des Ortswechsels auch in diesem Jahr den Gottesdienst begleitete.

Weihnachtsmette im Zirkuszelt statt in Notre-Dame

Nur während der französischen Revolutionsjahre zu Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Notre-Dame keine Gottesdienste abgehalten. In den Jahren ab 1803 konnten die Pariser dann aber immer in der Kathedrale Weihnachten feiern - sogar während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg.

Macron will Wiederaufbau bis 2024

Bei dem Brand am 15. April waren das Dach und der Spitzturm der weltberühmten gotischen Kathedrale zerstört worden. Auslöser des Brandes war Ermittlern zufolge vermutlich eine brennende Zigarette oder ein Kurzschluss bei Bauarbeiten am Dach. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung.

Derzeit sind noch die Arbeiten zur Absicherung der Kathedrale im Gang. Der eigentliche Wiederaufbau soll 2021 beginnen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine Wiedereröffnung der gotischen Kirche bis 2024 versprochen. Dann werden in Paris und Umgebung die Olympischen Spiele veranstaltet. Es gibt aber Zweifel, dass der ehrgeizige Zeitplan eingehalten werden kann.

Die Kathedrale wird derzeit von einem rund 80 Meter hohen Kran überragt. Mit dessen Hilfe wollen Bauarbeiter ab Februar das Metallgerüst für die Bauarbeiten am Dach abbauen, das bei dem Brand teilweise eingeschmolzen war. Zudem steht eine große Reinigung an. In der Dachkonstruktion und der Turmabdeckung der Kathedrale war tonnenweise Blei verbaut. Es war im Feuer geschmolzen und verschmutzte die Umgebung.

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