Vulkan bricht aus, doch Isländer bleiben gelassen

Vulkan bricht aus, doch Isländer bleiben gelassen
Dass sich im Land der Geysire und Gletscher die Erde entlädt, kommt für Bewohner nicht überraschend.

Wochenlang bebte fast unentwegt die Erde - nun ist auf einer Halbinsel im Südwesten Islands erstmals seit Jahrhunderten ein Vulkansystem ausgebrochen. Die Eruption nicht weit entfernt von der Hauptstadt Reykjavik begann am Freitagabend, Lavaströme bahnten sich daraufhin kontinuierlich und langsam den Weg in das Tal Geldingadalur.

Der Himmel über dem nahe gelegenen Berg Fagradalsfjall färbte sich vorübergehend rot, während Lavafontänen aus einem Riss in der Erde von einigen hundert Metern Länge immer wieder in die Höhe spritzten. Hubschrauberaufnahmen und Bilder des Rundfunksenders RUV zeigten, dass sich die Lavaströme auf der Reykjanes-Halbinsel auf ein gebirgiges, unbewohntes Gebiet beschränkten.

Aufgrund der Lage des Eruptionsortes rechneten die Behörden nicht damit, dass die Situation gefährlich für Menschen, nahe gelegene Ortschaften oder die rund 30 Kilometer entfernte Hauptstadt Reykjavik werden könnte. Der nächste Ort Grindavík liegt knapp zehn Kilometer entfernt. "Diese Art von Ausbruch an einem Ort wie diesem verursacht in Island keine Sorge", erklärte Islands Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir.

Sie bat jedoch darum, sich aus der unmittelbaren Umgebung der Eruption fernzuhalten. Elin Björk Jonasdottir von Meteorologischen Institut Islands (Vedurstofa) sagte am Samstagnachmittag auf einer Pressekonferenz, es bestehe kein unmittelbares Risiko, dass giftige Gase besiedelte Gebiete erreichen können. Der Rundfunk zitierte die Zivilschutzbehörde mit den Worten, es handle sich um eine "kleine und schöne" Eruption.

Der Geophysiker Magnús Tumi Gudmundsson sagte, der Ausbruch sei vermutlich der kleinste, der jemals auf Island registriert worden sei. Dennoch sei er ein bemerkenswertes Ereignis, da es seit etwa 800 Jahren keine Eruption mehr auf der Reykjanes-Halbinsel gegeben habe. Wie lange der Ausbruch andauern werde - ob Wochen oder nur ein paar Tage - lasse sich nicht sagen.

Trotz des geringen Ausmaßes und aller Gelassenheit im Umgang mit dem Ausbruch wies der Leiter des Zivilschutzes, Vídir Reynisson, darauf hin, dass solche Vorfälle immer noch gefährlich seien. Man solle besser nicht in die Region aufbrechen, um Zeuge des Naturspektakels zu werden. "Der beste Weg für einen Blick auf den Ausbruch ist durch Webcams und mit ein bisschen Popcorn auf dem Sofa zu Hause."

Bei der Eruption handelt sich nicht um den klassischen Ausbruch eines zentralen einzelnen Vulkans. Vielmehr stammt die an die Erdoberfläche tretende Lava von einem unterirdischen vulkanischen System namens Krysuvík. Dem Ausbruch haben die Isländer angelehnt an das Tal den Namen Geldingadalsgos gegeben.

Eine Eruption wie diese war seit längerem auf der Reykjanes-Halbinsel erwartet worden. In den vergangenen Wochen hatte es dort Tausende Erdbeben gegeben, darunter Ende Februar eines der Stärke 5,7. Sie galten als Vorboten für einen Ausbruch, weshalb die Experten schon Anfang März gewarnt hatten. Auch in der Nacht zum Sonntag kam es zu einem Beben, diesmal mit der Stärke 3,2.

Auf der Halbinsel liegt neben der Blauen Lagune, einem bei Touristen sehr beliebten Thermalbad, auch Islands Hauptflughafen Keflavik. Über diesen kommen nahezu alle Reisenden auf die Nordatlantik-Insel. Den Flugverkehr beeinträchtigte der aktuelle Ausbruch nicht - ganz im Gegensatz zum Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull vor elf Jahren.

Der hatte im Frühjahr 2010 mit seiner folgenden kilometerhohen Aschewolke den internationalen Luftverkehr über Tage ins Chaos gestürzt. Der kleinen Inselnation Island mit ihren rund 360 000 Einwohnern hatte der Ausbruch des schwer aussprechbaren Vulkans schlagartig international zu mehr Bekanntheit verholfen.

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