Soldaten eroberten Gefängnis mit Pool, Nachtclub und Zoo zurück
Eine mächtige Bande hatte die Strafanstalt im Norden Venezuelas jahrelang kontrolliert. Einige Häftlinge konnten wohl entkommen.
21.09.23, 17:00
Einen Pool, einen Nachtclub und sogar einen kleinen Zoo soll das Tocorón-Gefängnis im Norden Venezuelas gehabt haben, als 11.000 Soldaten es am Mittwoch stürmten. Auch von Restaurants, Geschäften und Wettzentren wird berichtet.
Die Strafanstalt befand sich davor jahrelang unter der Kontrolle der mächtigen Gefängnisbande Tren de Aragua. Ihr Anführer, Héctor Guerrero Flores, hat die Strafanstalt offenbar zu seinem Operationszentrum gemacht.
Acht bis zehn Dollar Bestechungsgeld pro Woche
Laut El Pais mussten die rund 6.000 Insassen ihm jede Woche zwischen acht und zehn Dollar Bestechungsgeld zahlen, um am Leben zu bleiben – ein System, das in vielen venezolanischen Gefängnissen angewendet wird. Neben den Erpressungen soll Tren de Aragua auch an Entführungen, Menschenhandel sowie Waffen- und Drogenhandel beteiligt sein.
Die Regierung zeigte sich in einer Erklärung erfreut über die Wiedererlangung der „totalen Kontrolle“, die Operation habe „ein Zentrum der Verschwörung und des Verbrechens zerschlagen“. Präsident Nicolas Maduro lobte den „großen Erfolg im Kampf gegen kriminelle Organisationen“.
Einige der Insassen dürften während der Operation aber geflohen sein, denn in einer späteren Regierungserklärung war von einer „zweiten Phase“ zur „Suche und Festnahme“ flüchtiger Krimineller die Rede.
Die verliebenen Insassen sollen in andere Gefängnisse verlegt werden, was bei den Angehörigen vor dem Gefängnis für Aufregung und Tränen sorgte. „Ich warte darauf zu erfahren, wohin sie meinen Mann bringen“, sagte etwa die Angehörige Gladys Hernández der AFP.
Journalisten beobachteten, wie Sicherheitsbeamte Motorräder, Fernsehgeräte, Klimaanlagen und Mikrowellen aus dem Gefängnis trugen – eine der Frauen draußen soll gerufen haben: „Das gehört uns!“
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