Exportschlager Popkultur: Südkorea führt eigens K-Pop-Visum ein

Die K-Pop-Band NCT Dream bei einem Konzert in Seoul im August 2023
Popkultur ist für das ostasiatische Land nicht nur ein Werbe-, sondern längst auch ein handfester Wirtschaftsfaktor.

Südkorea wird in Europa gemeinhin mit drei Dingen assoziiert: dem schwelenden Konflikt mit der stalinistischen Diktatur im Norden, mit Hochtechnologie – und mit Popkultur.

Beispiele gefällig? Die K-Pop-Band BTS hält seit 2021 den Rekord für die meisten Abrufe eines Musikvideos innerhalb der ersten 24 Stunden auf Youtube (3,9 Millionen Klicks).

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Squid Game, ebenfalls aus 2021, ist bis heute die meistgestreamte Serie auf Netflix (2,2 Milliarden abgerufene Stunden). 

Und Bong Joon-hos Parasite gewann 2019 nicht nur die Goldene Palme von Cannes, sondern 2020 auch den Oscar für den besten Film – als erste fremdsprachige Produktion der Geschichte.

Siegeszug mit System

Hallyu, Koreanische Welle, heißt das Phänomen des globalen Siegeszugs koreanischer Popkultur. Der schon lange kein Zufall mehr ist. Entertainment-Konzerne entwerfen Bands am Reißbrett, seit 2011 gibt es im Kulturministerium in Seoul eine eigene Abteilung für Popkulturindustrie, um die heimischen Produktionen am Weg zum internationalen Erfolg zu unterstützen.

Südkorea ist natürlich weder das erste noch das einzige Land, das Kulturexporte dazu verwendet, sein Image und dadurch auch sein Gewicht in der Welt zu verbessern – Mozart lässt grüßen. Aber kaum jemand macht es so konsequent.

In diesem Kontext ist auch die jüngste Ankündigung aus Seoul zu verstehen: Noch in diesem Jahr soll eine neue Visumkategorie für Fans der koreanischen Popkultur gestartet werden. Das Hallyu-, oder wie es offiziell heißt, K-Culture-Training-Visum soll für bis zu zwei Jahre gültig sein und allen offenstehen, die eine Ausbildung im popkulturellen Bereich in Südkorea machen wollen. Der Start ist für die zweite Jahreshälfte angekündigt.

K-Pop als Tourismus-Boost

Mit der neuen Visumkategorie will Seoul den ohnehin boomenden Tourismussektor weiter anschieben. Wird Südkorea bis 2032 im Schnitt ein jährliches Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent prognostiziert, soll die Tourismuswirtschaft in diesem Zeitraum um 4,8 Prozent pro Jahr wachsen. Und laut einer umfangreichen, über drei Jahre durchgeführten Analyse des Kulturministeriums ist K-Pop der meistgenannte Grund für Korea-Reisen – noch vor dem weltberühmten Essen.

Bereits mit Beginn diesen Jahres führte Südkorea ein „Workcation“-Visum für „digitale Nomaden“, also ortsunabhängige Arbeitskräfte ein. Auch dieses Visum erlaubt einen durchgehenden Aufenthalt von bis zu zwei Jahren. Um es zu erhalten, muss jedoch ein Mindest-Jahresgehalt in Höhe von 66.000 US-Dollar (61.000 Euro) nachgewiesen werden.

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