Crash bei Landung: Fast alle Insassen tot nach Flugzeugunglück in Südkorea

Crash bei Landung: Fast alle Insassen tot nach Flugzeugunglück in Südkorea
Als mögliche Ursache gilt ein Vogelschlag, vor dem die Piloten vom Tower gewarnt wurden. Die Retter gehen indessen von 179 Toten aus.

Bei einem Flugzeugunglück im südkoreanischen Muan sind 179 Menschen gestorben. 

Nur zwei Crew-Mitglieder überlebten das Inferno und waren laut Nachrichtenagentur Yonhap außer Lebensgefahr. 

Es handelt sich um eines der schwersten Flugzeugunglücke seit Jahren. Insgesamt befanden sich 173 südkoreanische und zwei thailändische Passagiere sowie sechs Crew-Mitglieder an Bord der Maschine.

Flugzeug schoss über Landebahn hinaus

Die aus der thailändischen Hauptstadt Bangkok gekommene Boeing 737-8AS der südkoreanischen Billigfluglinie Jeju Air war kurz nach 9.00 Uhr (Ortszeit) über die Landebahn hinausgeschossen und in einen Fangzaun hinter der Piste gekracht.

Auf einem im südkoreanischen Fernsehen gezeigten Video war zu sehen, wie die Maschine ohne ausgeklapptes Fahrwerk über die Landebahn schlittert, am Ende der Strecke zerschellt und in Flammen aufgeht. Mehrere Augenzeugen am Boden berichteten Yonhap zufolge, Feuer an einer der Turbinen gesehen und mehrere Knallgeräusche gehört zu haben.

Vogelschlag als mögliche Ursache

Die Behörden gehen nach ersten Ermittlungen davon aus, dass ein Vogelschlag - also die Kollision mit einem Vogel oder mehreren Vögeln - zum Absturz beigetragen hatte. Laut Medienberichten soll der Tower in Muan die Maschine vor dem Unfall vor Vogelschlägen gewarnt haben. Die Piloten hätten kurz darauf einen Notruf abgesetzt.

Eine gerettete Flugbegleiterin berichtete von Rauch, der aus der Turbine kam. Auch Augenzeugen am Boden sahen laut Yonhap Feuer an einer der Turbinen und hörten Knallgeräusche.

Der Zusammenprall mit Vögeln könnte in der Folge zu der Fehlfunktion am Fahrwerk geführt haben. Die Piloten wagten bei ihrem Landeversuch schließlich eine Bruchlandung. Allerdings schafften sie es offensichtlich nicht, die Geschwindigkeit der mit dem Rumpf aufsetzenden Maschine vor dem Ende der Landebahn ausreichend zu reduzieren.

Nachdem das Flugzeug gegen die Wand geprallt sei, wurden Passagiere aus der Maschine geschleudert, erklärte die Feuerwehr laut Yonhap. Die Überlebenschance sei "extrem niedrig" gewesen. Auf Fotos waren brennende Wrackteile und verkohlte Trümmer des zerstörten Flugzeugs sowie Löschfahrzeuge der Feuerwehr zu sehen.

Die dutzenden Feuerwehrleute suchten wenige Stunden nach dem Unglück lediglich noch nach Leichen. Suchtrupps bargen den Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse liefern könnte.

Alle weiteren Flüge von und nach Muan wurden gestrichen. Der Flughafen, der 2007 nach zehnjähriger Bauzeit eröffnet wurde, liegt in der südwestlichen Provinz Jeolla - knapp 300 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Seoul. Westliche Fluggesellschaften steuern den Airport nicht an.

Airline bittet um Entschuldigung

Jeju Air wurde 2005 gegründet. Die Airline bietet zahlreiche Inlandsverbindungen sowie Flüge nach Japan, Thailand und auf die Philippinen an. Airline-Chef Kim E-bae entschuldigte sich für den Absturz. Er werde mit den Behörden bei der Aufklärung des Unglücks zusammenarbeiten. Die Unterstützung der Hinterbliebenen habe oberste Priorität. Boeing erklärte, mit Jeju Air in Kontakt zu sein und für die Ermittlungen zur Verfügung zu stehen.

Der inmitten der laufenden Staatskrise in Südkorea nur geschäftsführend tätige Präsident Choi Sang-mok ordnete umfassende Rettungsmaßnahmen an. Er begab sich auch zum Unglücksort.

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Staatstrauer ausgerufen

Choi rief am Sonntagabend eine siebentägige Staatstrauer aus. Sie solle bis kommenden Samstag gelten, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Choi sagte demnach: "Wir sprechen den Hinterbliebenen von denjenigen, die bei dieser unerwarteten Tragödie ihr Leben verloren haben, unser tiefstes Beileid und Mitgefühl aus."

In Seoul wurde eine Dringlichkeitssitzung im Präsidentenbüro unter Leitung von Stabschef Chung Jin-suk einberufen, um die Koordinierung der Ministerien zu Bereitstellung von Ressourcen wie medizinischer Hilfe zu besprechen.

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