Mächtiger Sturm treibt Ostsee über die Ufer: Bereits ein Toter
Im ersten großen Sturm des Herbstes bietet die Ostsee ein spektakuläres und gefährliches Schauspiel. Der Ostwind treibt das Wasser mit Orkanböen donnernd gegen Strände und Steilküsten, in Buchten und Förde und überschwemmt Hafenanlagen und Straßen. Äste stürzen auf Autos und Gleise, es kommt zu Sperrungen und Behinderungen.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartete den Scheitelpunkt der Sturmflut am Freitagabend. In Flensburg erreichte das Wasser einen Stand von mehr als zwei Metern über dem Normalwert, wie aus der Sturmflut-Informationskarte des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums hervorging. Für Flensburg ist das der höchste Wasserstand seit über 100 Jahren.
In Eckernförde lag der Pegelstand bei 1,91 Meter und in Neustadt bei 1,74 Meter zum mittleren Wasserstand. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sollte der Sturm in der Nacht langsam abklingen.
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Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dankte allen Helfern: „Das ist eine herausfordernde Situation, und ich bin allen Helferinnen und Helfern sehr dankbar, die zurzeit im Einsatz sind“, teilte der CDU-Politiker mit. „Polizei, Feuerwehr, THW und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Landesbetrieb für Küstenschutz setzen sich dafür ein, die Situation im Griff zu behalten, und das gelingt ihnen auch.“ In Kiel nahm der Katastrophenschutzstab des Innenministeriums die Arbeit auf.
Bei Heringsdorf im Kreis Ostholstein wurden mehrere Campingplätze und eine Ferienhausanlage evakuiert, da das Hochwasser fast die Krone des Deichs erreichte. Das sagte ein Campingplatzbesitzer der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend. Noch halte der Deich aber. Nach Angaben des Innenministeriums gab es Beschädigungen an Deichen auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde und im Kreis Schleswig. An den gefährdeten Abschnitten seien Einsatzkräfte bei Sicherungsarbeiten.
Die Feuerwehr hatte schon am Nachmittag von rund 110 Einsätzen in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Plön sowie in Kiel gesprochen. Neben Kiel mit 36 Einsätzen gab es Schwerpunkte in der Schleiregion, in Eckernförde und Damp, wo eine Rehaklinik mit Sandsäcken gegen das steigende Wasser gesichert wurde.
In der Landeshauptstadt wurden mehrere Straßen gesperrt. In Flensburg standen die Straßen am Hafen unter Wasser. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke in dem betroffenen Gebiet den Strom ab. Im Kreis Schleswig-Flensburg waren Zehntausende Sandsäcke an die betroffenen Ämter und Gemeinden ausgeteilt worden.
Zahlreiche Straßen waren gesperrt
Die Polizei bat die Verkehrsteilnehmer, die Bereiche um die Flensburger Förde, den Nord- und Südhafen in Kappeln sowie in Schleswig die an die Schlei angrenzenden Bereiche großräumig zu umfahren. In der Region waren aufgrund des Hochwassers zahlreiche Straßen gesperrt. Hotelier von Überschwemmung betroffen. Eine Mitarbeiterin des Hotels Hafen Flensburg sagte: „Es sieht nicht gut aus. Wir haben die Schotten davor, die sind noch nicht überschritten.“ Dennoch sei Wasser im Hotel, denn es sei ein altes Gebäude, da finde das Wasser seinen Weg durch die Ecken. Gäste seien nicht mehr da. Mobiliar und alles, was schaden nehmen könnte, habe man weggeräumt.
Auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn hat ein umgestürzter Baum sogar einen Menschen in einem Auto erschlagen. Das Unglück im Kreis Ostholstein ereignete sich am Freitagnachmittag, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Einzelheiten zur Identität des Opfers lagen zunächst nicht vor.
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