Nach Felsabstürzen in der Schweiz: Zu gefährlich für Aufräumarbeiten

Die Folgen des Abbruchs des Birchgletschers in der Schweiz.
Im Lötschental bleibt die Gefahr für weitere Felsabstürze "sehr hoch". Am Kleinen Nesthorn sind mehrere hunderttausend Kubikmeter Fels instabil.

Zusammenfassung

  • Gefahr im Bergsturzgebiet Lötschental bleibt sehr hoch mit Hunderttausenden Kubikmetern instabilem Fels.
  • Spezialisten untersuchen Schuttkegel, der aus Fels, Eis und Geröll besteht, da Aufräumarbeiten zu gefährlich sind.
  • Schlammlawine zerstörte provisorische Brücke im Val de Bagnes, Zivilschutz sperrt Wanderwege und beobachtet Gelände.

Teils 100 Meter hoch stapeln sich Fels, Eis und Geröll auf dem verschütteten Bergdorf Blatten in der Schweiz laut Schätzungen. Erstmals sind nun Spezialisten direkt auf dem Schuttberg gelandet, um die Konsistenz zu prüfen, berichtete der Geologe des Kantons Wallis, Raphael Mayoraz

Das Material sei fest, aber das könne sich ändern, sagte er der Schweizer Zeitung Le Nouvelliste. Aufräumarbeiten sind bisher zu gefährlich, weil der Schutt überall jederzeit einbrechen könnte.

"Bisher haben wir keine größeren Risse oder Einstürze festgestellt", sagte Mayoraz der Zeitung. "Das kann sich jedoch ändern, wenn das Eis zu schmelzen beginnt." Es geht um das Eis im Schuttberg. Rund ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter, die das Dorf und das Flussbett der Lonza nach dem Gletscherabbruch am vergangenen Mittwoch verschüttet haben, dürften Gletschereis sein, schätzen die Experten.

Im Katastrophengebiet seien überall Kameras installiert worden, die den Schuttberg und den Stausee dahinter rund um die Uhr überwachen, berichtete Mayoraz. "Die Lonza fließt derzeit in einer neuen Rinne - und zwar relativ kontrolliert", sagte er. Bisher seien keine größeren Mengen Material aus dem Schuttberg mitgerissen worden.

Schlammlawine riss Brücke mit

An anderer Stelle im Schweizer Wallis riss eine Schlammlawine Montagfrüh eine provisorische Notbrücke im oberen Val de Bagnes weg. Die Gemeinde Val de Bagnes bestätigte entsprechende Medienberichte. Die provisorische Brücke nach Lourtier war erst im vergangenen September nach Unwettern vom Juli 2024 errichtet worden. Sie diente als Verbindung zwischen Champsec, Lourtier und dem oberen Val de Bagnes.

Nach den Unwettern war die Verbindung zwei Wochen lang unterbrochen gewesen. Im Bett des Wildbachs Fregnoley hatten sich im vergangenen Sommer wiederholt Muren zu Tal gewälzt. Der Wildbach soll nun gesichert werden.

Hunderttausend Kubikmeter Fels instabil

Generell bleibt die Gefahr im Bergsturzgebiet im Lötschental laut lokalen Behörden "sehr hoch". Am Kleinen Nesthorn wurde erneut eine sehr hohe Aktivität registriert. Laut Schätzungen sind weiterhin mehrere hunderttausend Kubikmeter Fels instabil. Ein Einsatz auf dem Schuttkegel sei deshalb derzeit nicht möglich, hieß es seitens des Kantonalen Führungsorgans am Sonntag.

"Es gibt immer noch Felsabbrüche vom Kleinen Nesthorn", sagte Matthias Ebener, Informationschef des Regionalen Führungsstabs im Lötschental. Es bleibe aber vorerst alles dort liegen, wo früher der Gletscher gewesen sei.

Indes wurden entlang des Hanges gegenüber dem Birchgletscher mehrere Pavillons des Zivilschutzes aufgestellt. 

Die Zivilschützer übernehmen dabei zwei Aufgaben: zum einen sperren sie Wanderwege, zum anderen observieren sie das Gelände auf allfällige Bewegungen am Berg.

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