Das ist in Europa bisher einzigartig: Zwar haben Paris, Athen und Madrid auch Fahrverbotszonen erlassen, allerdings nur für Dieselautos; Berlin hat Umweltzonen, aber nur für sehr alte Fahrzeuge. Und London verlangt seit August in einer neuen „Ultraniedrigemissionszone“ von den Fahrern umweltschädlicher Verbrennungsmotoren Gebühren, was sie aus der City fernhalten soll – so streng wie die Schweden ist also bisher niemand. Das sagt auch Lars Strömgren, der für Verkehr zuständige Vizebürgermeister: „Wir müssen die schädlichen Abgase von Benzin- und Dieselfahrzeugen beseitigen. Derzeit verursacht die Luft in Stockholm Lungenkrankheiten bei Babys, ältere Menschen sterben deshalb vorzeitig.“
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Kaum Widerstände
Entschieden habe man sich bewusst für ein Gebiet, in dem viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs sind, sagt Stromgren. Das erleichtert zum einen die Umstellung, zum anderen will man gerade dort, wo viele Menschen zu Fuß oder am Rad unterwegs sind, eine bessere Luftqualität garantieren. Bewohnt ist das Areal kaum, hauptsächlich findet dort Lieferverkehr statt, zudem sind einige Straßen ohnehin Fußgängerzonen. Von der Zone erfasst ist aber auch die Ausfahrt des durch die City führenden Klaratunnels, der stark genutzt wird.
Im Laufe des Jahres 2025 soll dann entschieden werden, ob und wann die Zone auch noch vergrößert wird. Das scheint durchaus denkbar, denn die Widerstände dagegen halten sich in Grenzen: Während die „Ultraniedrigemissionszone“ in London Gewaltexzesse provozierte – jene Kameras, die die Nummernschilder der Pkw erfassen und Gebühren berechnen, wurden zu Hunderten beschädigt oder gestohlen – blieb die Aufregung in Stockholm aus. Das mag daran liegen, dass das betroffene Areal im Vergleich minimal klein ist, aber auch an der generell positive Einstellung der Schweden zum Thema E-Autos und Umweltschutz.
Lediglich Vertreter der Verkehrsbranche äußerten ihren Unmut über das Projekt der links-grünen Stadtregierung Stockholms. „Seit 2010 haben wir die Emissionen um 34 Prozent reduziert. Aber die Grünen und ihre Kollegen in der Stadt Stockholm haben es jetzt viel zu eilig“, hieß es von dort.
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