Papst-Skandal: Franziskus entschuldigt sich für "Schwuchteln"-Sager

Papst-Skandal: Franziskus entschuldigt sich für "Schwuchteln"-Sager
Bei der Versammlung der italienischen Bischofskonferenz lehnte der Papst die Aufnahme homosexueller Priester ab - und nutzte dabei einen abwertenden Begriff.

Eine Äußerung von Papst Franziskus bei einem nicht öffentlichen Treffen mit rund 200 Bischöfen sorgt in Italien für eine breite mediale Debatte. Bei der Bischofskonferenz ging es um die mögliche Zulassung homosexueller Priester. Als der Papst begründen sollte, warum er gegen deren Aufnahme in den Klerus ist, wurde er ausfallend und griff zum italienischen Schimpfwort "froci".

Auf deutsch lässt sich Franziskus' Sager damit etwa so übersetzen: "Es gibt bei den Priesterseminaren schon zu viele Schwuchteln". Der Begriff "froci" wird in Italien abwertend für Homosexuelle genutzt, laut Kathpress sei er im römischen Dialekt aber "auch oft umgangssprachlich und nicht zwingend abwertend" in Gebrauch.

Bereits ähnlicher Vorfall

Die Worte des Papstes wurden offenbar von einigen Teilnehmern des Bischofstreffens an Medien weitergegeben. Auch der Rom-Korrespondent der vom Jesuitenorden herausgegebenen und zumeist papstfreundlichen Zeitschrift "America" berichtete am Montagabend unter Berufung auf Ohrenzeugen darüber. 

Laut "La Repubblica" werteten einige Bischöfe die Wortwahl als einen ungewollten Fehler von Franziskus, dessen Muttersprache nicht Italienisch, sondern Spanisch ist. Es sei den Anwesenden klar gewesen, dass der Papst sich nicht bewusst gewesen sei, wie beleidigend das Wort im Italienischen sei, meinten die Bischöfe.

Bereits vor einigen Jahren war es zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, ebenfalls beim Thema Homosexualität. Damals sagte Franziskus, dass ein Bursch, der sich seiner Sexualität nicht sicher sei, möglicherweise "psychiatrische" Unterstützung benötige. Tatsächlich verwendet Franziskus im Italienischen häufig das Adjektiv "psychiatrisch" anstelle des milderen Wortes "psychologisch".

Entschuldigung via Aussendung: "In der Kirche ist Platz für alle"

Doch am Dienstagnachmittag entschuldigte sich der Papst in einer Aussendung des Vatikans: "Papst Franziskus ist sich der Artikel bewusst, die kürzlich über ein Gespräch hinter verschlossenen Türen mit den Bischöfen der italienischen Bischofskonferenz erschienen sind. Wie er bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt hat, 'In der Kirche ist Platz für alle, für alle! Niemand ist überflüssig, es gibt Platz für alle. So wie wir sind, alle'."

Doch die Kritik aus den Reihen italienischer LGBTQ-Verbände dauert an: "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Priesterseminare in Italien auch mit italienischen Steuergeldern finanziert werden. Wenn diese diskriminierende Aussage des Papstes bestätigt wird, fordern wir, dass die Regierung in Rom die Steuergelder für die katholische Kirche sperrt", forderte etwa Fabrizio Marrazzo, Sprecher der Partei "Gay Lgbt+".

Dürfen Homosexuelle nicht an Seminar teilnehmen?

Die italienischen Bischöfe hatten im November auf ihrer Versammlung in Assisi einen neuen Text zur Regelung der Zulassung zu den Priesterseminaren, "Ratio formationis sacerdotalis", angenommen, der bisher nicht veröffentlicht wurde, da man noch auf die Genehmigung des Heiligen Stuhls warten muss. 

Sie hatten mehrheitlich einen Änderungsantrag angenommen, der die Unterscheidung zwischen einer einfachen homosexuellen Orientierung und sogenannten "tief verwurzelten Tendenzen" beibehält.

Im Wesentlichen kann demnach ein Homosexueller zum Seminar zugelassen werden, solange er wie ein Heterosexueller garantiert, dass er die Disziplin des Zölibats einzuhalten weiß. Offenbar vertritt Franziskus jedoch eine radikalere Auffassung: Um Probleme zu vermeiden, sollten Homosexuelle seiner Ansicht nach nicht zu den Seminaren zugelassen werden, und zwar ohne Ausnahme.

In der Erklärung "Fiducia supplicans" der vatikanischen Glaubensbehörde vom 18. Dezember 2023 hatte der Chefdogmatiker des Papstes, der argentinische Kardinal Victor Fernandez, eine formlose Segnung gleichgeschlechtlicher, unverheirateter oder wieder verheirateter Paare gestattet und zugleich betont, dass eine Verwechslung mit dem Ehesakrament ausgeschlossen werden müsse. 

Die Erklärung des Dikasteriums für die Glaubenslehre hatte für heftige Diskussionen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche gesorgt.

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