Papst Franziskus beklagt Korruption in Kirche und Vatikan

Papst Franziskus beklagt Korruption in Kirche und Vatikan
„Ich musste viele Dinge ändern, und viele werden sich sehr bald ändern“, kündigt das Kirchenoberhaupt an.

Der Vatikan wurde wiederholt von Finanzskandalen erschüttert. Zuletzt ging es um undurchsichtige Immobilieninvestitionen in London.

In einem ungewöhnlich offenen Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos räumte das 83-jährige Kirchenoberhaupt ein, dass es bei der „Ausrottung des Unkrauts der Korruption“ nur langsam vorangehe. „Es gibt keine bestimmten Strategien, das Prinzip ist trivial, einfach, man muss weitermachen und nicht aufhören, man muss kleine, aber konkrete Schritte machen“, sagte Papst Franziskus.

"Widerstände überwinden"

Man habe fünf Jahre gebraucht, um zum heutigen Punkt etwa bei dem rechtlichen Reformprozess zu kommen. Er habe Widerstände überwinden müssen, neue Führungskräfte seien bei der Vatikanbank IOR eingesetzt worden. „Kurz gesagt, ich musste viele Dinge ändern, und viele werden sich sehr bald ändern“, sagte Franziskus der Agentur.

„Leider ist Korruption eine sich wiederholende Geschichte“, führte der Papst aus. „Sie wiederholt sich, dann kommt jemand, der aufräumt, doch dann fängt es wieder an, und man wartet darauf, dass jemand kommt, der dieser Missbildung ein Ende setzt.“ Ein Perpetuum mobile also.

Doch der Papst aus Argentinien sieht sich auf dem richtigen Weg, aus einer reichen Kirche eine arme Kirche für die Armen dieser Welt zu bilden. Der Widerstand dagegen sei auch innerhalb des Klerus groß.

Benedikt ist „Vater“

Franziskus sprach auch über seinen Vorgänger Benedikt XVI., der als Joseph Ratzinger aus Bayern kam. Der 93-jährige emeritierte Papst lebt nach seinem freiwilligen Rückzug weiter nah bei Franziskus im Vatikan in Rom.

Er habe von Benedikt zu Beginn seines Pontifikats 2013 viele Hinweise bekommen, wo er in der Kirche aufräumen müsse. „Benedikt ist für mich ein Vater und ein Bruder (...)“, sagte er auf Fragen zu Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden. „Die Beziehung ist wirklich gut, sehr gut, wir sind uns einig, was zu tun ist.“

Vatikanexperten sehen in den Ausführungen Franziskus’ nicht unbedingt ein Zeichen seiner Stärke. Er wende sich an die Öffentlichkeit, weil er Hilfe braucht.

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