Neuseeland-Terror: Richter ordnet psychiatrisches Gutachten an

NZEALAND-RELIGION-ATTACKS-COURT
Drei Wochen nach dem Anschlag auf zwei Moscheen mit 50 Todesopfern lässt Richter Mander die Zurechnungsfähigkeit des mutmaßlichen Täters prüfen.

Der mutmaßliche Attentäter von Christchurch soll psychiatrisch untersucht werden. Das ordnete ein Gericht in der neuseeländischen Großstadt am Freitag bei einer Anhörung an - drei Wochen nach dem Anschlag auf zwei Moscheen mit 50 Todesopfern.

Mit der Untersuchung soll geklärt werden, ob dem 28 Jahre alten Rechtsextremisten aus Australien der Prozess gemacht werden kann. Dem ehemaligen Fitness-Trainer droht wegen 50-fachen Mordes lebenslang Gefängnis.

FILE PHOTO: Brenton Tarrant, charged for murder in relation to the mosque attacks, is seen in the dock during his appearance in the Christchurch District Court

Der Tatverdächtige bei der Anhörung am Freitag

Zu der Anhörung erschien der mutmaßliche Täter nicht - wie eigentlich üblich - persönlich im Gerichtssaal, sondern wurde per Video-Übertragung zugeschaltet. Der mutmaßliche Täter sitzt in Auckland - etwa 1000 Kilometer entfernt von Christchurch - im einzigen Hochsicherheitsgefängnis des Landes in Untersuchungshaft. Er trug während der Schalte graue Anstaltskleidung und Handschellen. Die etwa 30 Minuten dauernde Anhörung verfolgte er schweigend. Er zeigte auch keine Emotionen.

Obwohl es zunächst geheißen hatte, der Tatverdächtige würde sich selbst verteidigen, vertraten ihn die beiden Anwälte Shane Tait und Jonathan Hudson. Auf die Unterstützung eines ersten Pflichtverteidigers hatte er kurz nach seiner Festnahme verzichtet. Im Gerichtssaal saßen auch zahlreiche Angehörige von Todesopfern. Rund um das Gebäude war die Polizei stark präsent. Zwischenfälle gab es keine.

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Große Trauer - auch drei Wochen nach der Tat

Richter Cameron Mander ordnete eine psychiatrische Untersuchung an. In Neuseeland ist dies in solchen Fällen ein gängiges Verfahren. "Das ist ein völlig normaler Schritt. Man sollte da nichts hineinlesen", sagte er. Der Richter trat damit Befürchtungen entgegen, dass der mutmaßliche Schütze wegen Zweifeln an seinem Geisteszustand um einen Prozess herumkommen könnte. Einen Termin für einen Prozess gibt es noch nicht.

Drei Wochen nach dem Anschlag wurde auch die Anklagepunkte verlesen. Der Vorwurf lautet auf 50-fachen Mord und versuchten Mord in 39 Fällen. Immer noch müssen 16 Verletzte wegen ihrer Schusswunden in Krankenhäusern behandelt werden. Eine Person ist nach Klinik-Angaben immer noch in kritischem Zustand. Der nächste Gerichtstermin wurde auf den 14. Juni festgesetzt.

Der Täter hatte große Teile der Tat mit einer Helmkamera über Facebook live ins Internet übertragen. Auszüge aus dem etwa 17-minütigen Video kursieren immer noch. Zuvor hatte er ein Pamphlet mit rechtsradikalen und rassistischen Parolen ins Internet gestellt und auch per Mail verschickt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Anschläge einen terroristischen Hintergrund hatten.

Inzwischen hat Neuseeland seine Waffengesetze verschärft. Der Besitz von halbautomatischen Waffen - also automatisch nachladenden Waffen, wie sie der Schütze verwendet hatte - ist dort nun verboten. Im Nachbarland Australien beschloss das Parlament am Donnerstag, dass Internet-Unternehmen, die Videos von Terrorangriffen verbreiten, mit hohen Geldstrafen und deren Manager sogar mit Haft bestraft werden können.

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