Frankreichs meistgesuchter Mann geschnappt - rechtzeitig vor Schönheits-OP

Frankreichs meistgesuchter Mann geschnappt - rechtzeitig vor Schönheits-OP
Mohamed Amra wurde in Rumänien aufgegriffen, nachdem ihn Komplizen im Mai 2024 bei einem brutalen Überfall aus einem Gefangenentransporter befreiten. Damals starben zwei Strafvollzugsbeamte, drei weitere wurden schwer verletzt.

Zusammenfassung

  • Drogenboss Mohamed Amra, bekannt als 'La Mouche', wurde nach einer filmreifen Flucht in Bukarest festgenommen.
  • Amra entkam aus französischem Gewahrsam durch einen Überfall auf einen Gefangenentransporter, bei dem zwei Polizisten starben.
  • In den kommenden Wochen soll er nach Frankreich ausgeliefert werden.

Der Plan, sich in Rumänien einer Schönheitsoperation zu unterziehen, wurde einem der meist gesuchten Verbrechern Frankreichs zum Verhängnis. Mohamed Amra hatte sich die Haare orange-rot gefärbt und sich einen leichten Bart wachsen lassen, um mit verändertem Äußeren nach Kolumbien zu entkommen. Am Samstag jedoch beendeten rumänische Polizisten seine mehr als neun Monate andauernde Flucht und nahmen ihn im Zentrum von Bukarest fest.

Vier Hintermänner hatten den 30-Jährigen im Mai vergangenen Jahres bei einem bewaffneten Überfall auf einen Gefangenentransporter an einer Mautstelle in der Normandie befreit. Sie erschossen dabei zwei Strafvollzugsbeamte und verletzten drei weitere schwer, bevor sie in gestohlenen Autos flohen. Diese wurden später verkohlt aufgefunden.

Frankreichs meistgesuchter Mann geschnappt - rechtzeitig vor Schönheits-OP

Aufgrund der extremen Brutalität, mit der die Männer vorgingen, und weil Amra zuvor aus dem Gefängnis heraus per Handy Straftaten in Auftrag geben und möglicherweise seine eigene Flucht organisieren konnte, sorgte der Fall in Frankreich für großes Entsetzen. Es kam zu Streiks der Mitarbeiter von Haftanstalten, die besseren Schutz einforderten. Bis zu 450 Polizisten fahndeten zeitweise nach Amra. Doch „die Fliege“, wie sein Spitzname lautete, schien entwischt zu sein, obwohl er mit einem internationalen Strafbefehl gesucht wurde.

SIM-Karte nachverfolgt

Doch wie nun bekannt wurde, waren ihm die französischen Ermittler vom Zentralbüro für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen schon seit mehreren Wochen auf der Spur. Aufgrund der Nachverfolgung einer Handy-SIM-Karte wussten sie, dass er sich nach Rumänien abgesetzt hatte. Die dortige Polizei habe hervorragend kooperiert, lobte der französische Innenminister Bruno Retailleau. „Man kann sich die notwendigen Techniken und die Anstrengungen nicht vorstellen, die für diese sehr, sehr gefährliche Person aufgewendet wurden.“

Amra soll in den kommenden Wochen nach Frankreich ausgeliefert werden. Außerdem wurden seit Samstag bei mehreren Razzien in seiner Heimatstadt Rouen sowie in Rumänien, Spanien und Marokko insgesamt 25 Personen zwischen 16 und 37 Jahren festgenommen und drei von ihnen inzwischen wieder freigelassen. Ihnen wird vorgeworfen, dem Drogenhändler bei der Vorbereitung und Ausführung seiner Flucht oder im Untergrund geholfen zu haben. „Ich will dem ganzen Drogen-Gesindel und allen Schwerstkriminellen sagen: Wir verfolgen euch überallhin und ihr werdet nirgends in Sicherheit sein“, sagte Retailleau. Präsident Emmanuel Macron begrüßte den „tollen Erfolg“ der Festnahme Amras.

"Träume seit langem davon"

Vor seiner spektakulären Befreiungsaktion galt dieser den Behörden trotz seiner 13 Verurteilungen vor allem wegen Diebstählen, teils unter Gewaltanwendung, und illegalen Motorrad-Rennen, nicht als gefährlicher Schwerverbrecher. Er unterlag keinen besonderen Überwachungsmaßnahmen und sein Transport vom Gefängnis in Évreux zu einer richterlichen Vernehmung im rund 60 Kilometer entfernten Rouen war nicht speziell abgesichert. Allerdings wurde gegen ihn bereits wegen seiner möglichen Verwicklung in einen Fall von versuchtem Totschlag sowie der Entführung und brutalen Tötung eines Drogendealers in Marseille ermittelt.

Frankreichs meistgesuchter Mann geschnappt - rechtzeitig vor Schönheits-OP

Im Oktober 2023 erwähnte erstmals ein Justizbeamter den „Clan Amra“ mit rund 20 Mitgliedern. Die Angehörigen der Getöteten, Arnaud Garcia und Fabrice Moello, reagierten über ihre Anwälte erleichtert auf die Neuigkeiten. „Diese Verhaftung ist eine wichtige Etappe und eine erste Erleichterung für die Familie“, sagte Matthieu Chirez, der die Witwe und die Söhne von Fabrice Moello vertritt. Der Vater von Arnaud Garcia, Dominique Garcia, lobte die Arbeit der Ermittler. „Ich träumte seit langem davon, jetzt ist es an der Justiz, ihre Arbeit zu tun.“

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