Keine Chance auf Bewährung: Oscar Pistorius muss in Haft bleiben

Oscar Pistorius steht während seines Prozesses im Gerichtssaal.
Wegen Totschlags an seiner Ex-Freundin verurteilter Paralympics-Sprinter blitzte vor dem Bewährungsausschuss ab.

Der aufsehenerregendste Kriminalfall der jüngeren südafrikanischen Geschichte ging am Freitag in die nächste Runde. Zehn Jahre nachdem der einst hoch angesehene Paralympics-Sprinter Oscar Pistorius am Valentinstag 2013 seine damalige Lebensgefährtin Reeva Steenkamp erschossen hatte. Und so fanden sich erneut Dutzende Schaulustige vor dem auf körperlich behinderte Insassen spezialisierten Gefängnis in der Hauptstadt Pretoria ein.

Pistorius war zum Tatzeitpunkt der wohl weltweit bekannteste Parasportler. Als Säugling waren ihm beide Beine wegen einer Fehlbildung unterhalb der Knie amputiert worden, mithilfe zweier Prothesen holte er später als Sprinter sechs Goldmedaillen bei den Paralympischen Spielen sowie sechs Weltmeistertitel für sein Land. 2012 lief er in London sogar bei der 400-Meter-Staffel der regulären Olympischen Spiele mit. Seine Beziehung zu dem bekannten südafrikanischen Model Steenkamp stieß seinerzeit auf großes mediales Interesse.

Oscar Pistorius mit Reeva Steenkamp auf einer Veranstaltung.

Doch nur sechs Monate später fanden Polizisten die Leiche der 29-jährigen Steenkamp im Badezimmer in Pistorius’ Villa. Er habe seine Freundin für einen Einbrecher gehalten, sollte der Athlet später vor Gericht erklären, und in seiner Angst abgedrückt. Viermal. Nie hätte er daran gedacht, „dass ich die Person hinter der Tür hätte töten können“, gab er später emotional an.

Die zuständige Richterin Thokozile Masipa äußerte im Zuge des jahrelangen, aufsehenerregenden Strafprozesses mehrfach Zweifel an Pistorius’ Schilderungen. Nur wenige Wochen vor der Tat hatte er bereits betrunken in einem Restaurant seine Waffe abgefeuert.

Erst fünf, dann fünfzehn Jahre

Zunächst wurde Pistorius 2014 wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sowie Steenkamps Eltern war das jedoch zu milde, in einem Berufungsprozess verurteilte Richterin Masipa ihn schließlich doch wegen Totschlags – und verlängerte Pistorius’ Haft im Juli 2016 um weitere 13 Jahre und fünf Monate.

Eine Frau tröstet einen Mann, der seinen Kopf auf eine hölzerne Barriere gelegt hat.

Reeva Steenkamps Eltern beim Prozess 2014.

Die Hälfte dieser Strafe hat der heute 37-Jährige inzwischen verbüßt. Laut südafrikanischem Recht hat er damit Anspruch auf einen Prozess über eine vorzeitige Entlassung, bei der die Restzeit auf Bewährung ausgesetzt wird. Dafür stellte sich Pistorius am Freitag im Gefängnis dem Bewährungsausschuss, auch Reeva Steenkamps Eltern waren anwesend.

Mit ihnen hatte sich Pistorius bereits vorab getroffen, sie sprachen sich trotzdem vehement gegen eine vorzeitige Freilassung aus. Sie bekamen ihren Willen: Der Ausschuss lehnte Pistorius’ Antrag ab, in einem Jahr darf und wird er es erneut versuchen.

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