Italienische Armee transportiert Leichen mit LKWs ab

Italienische Armee transportiert Leichen mit LKWs ab
Bestattungsinstitute sind überfordert, das Militär wird zum Transport der Todesopfer eingesetzt.

Die Zahl der Infizierten steigt, Ärzte kämpfen an allen Fronten, die Bestattungsinstitute sind völlig überfordert: Nun wird die italienische Armee zum Abtransport der Leichen der Coronavirus-Toten eingesetzt. In Videos von Einwohnern aus Bergamo im Nordosten von Mailand sind lange Schlangen von Militär-Lkw zu sehen, die nachts durch die Straßen des Ortes fahren und am Friedhof mit Särgen beladen werden. Ein Armeesprecher bestätigte am Donnerstag, 15 Laster und 50 Soldaten seien abkommandiert worden, um die Leichen der Verstorbenen in benachbarte Provinzen zu bringen.

Höchstzahl an Corona-Toten

Zuvor hatten Behörden in Bergamo um Hilfe gebeten, da die Krematorien der Stadt nicht die große Zahl der Toten aufnehmen könnten. In Italien wurde am Mittwoch mit 475 auf fast 3000 der größte Anstieg der Zahl der Verstorbenen an einer Infektion mit dem Coronavirus registriert. Rund 300 davon stammen aus der Lombardei, zu der auch Bergamo zählt. Die 120.000-Einwohner-Stadt gilt als das italienische "Wuhan", wo das Coronavirus seinen Ausgang nahm.

Ausgangssperren verlängern

Der italienische Premier Giuseppe Conte hält indessen eine Verlängerung der restriktiven Maßnahmen zur Eingrenzung der Coronavirus-Epidemie in seinem Land für unvermeidbar. Auch nachdem die Epidemie den Höhepunkt erreicht haben und die Zahl der Infektionen zurückgehen wird, werde Italien nicht sofort zum normalen Leben zurückkehren können. "Es ist offenkundig, dass die ergriffenen Maßnahmen verlängert werden müssen", meinte der Premier im Interview mit der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera (Donnerstagsausgabe).

Er drohte mit schweren Strafen für jene, die gegen die Ausgangssperre verstoßen. Conte erklärte sich mit den Bürgermeistern der italienischen Gemeinden solidarisch, die Parks zugeschlossen haben, um zu verhindern, dass sich zu viele Menschen im Freien aufhalten. Die Regierung handle mit voller Transparenz. "Wir verheimlichen den Bürgern nichts. Wer dies in anderen Ländern tut, wird es bitter bereuen. Wir handeln zugleich mit höchster Strenge. Wir haben nichts unterschätzt und wir handeln als würde das schlimmste Szenario eintreten", sagte Conte.

Der parteilose Premier kündigte an, dass seine Regierung an einem weiteren Wirtschaftspaket arbeite, das in circa zwei Wochen vorgestellt werden soll. Ziel sei es, mehrere Milliarden für öffentliche Investitionen locker zu machen. Damit solle das italienische Straßen- und Bahnnetz modernisiert und Infrastrukturen errichtet werden, auf die Italien "seit Jahrzehnten" wartet. Damit soll die Wirtschaft wieder in Bewegung kommen.

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