Italien kämpft mit Unwetterschäden in der Landwirtschaft

Italien kämpft mit Unwetterschäden in der Landwirtschaft
Obst- und Gemüseanbaugebiete der Emilia Romagna im Norden Italiens zerstört. Probleme für Viehzucht.

Die schweren Unwetter in der norditalienischen Adria-Region Emilia Romagna mit neun Toten haben der Landwirtschaft und der Viehzucht, einem wichtigen Wirtschaftssektor der Gegend, schwere Schäden zugefügt. Allein im Raum zwischen Forlì und Rimini hätten die Felder einen Schaden von eineinhalb Milliarden Euro erlitten, berichtete der Landwirtschaftsverband Coldiretti.

Tausende Hektar unter Wasser

In der Romagna und im Raum Bologna haben die Unwetter und die Überschwemmungen eines der wichtigsten Obst- und Gemüseanbaugebiete Italiens zerstört. Das Szenario ist düster: Tausende von Hektar stehen unter Wasser, mehrere Hektar Obstplantagen sind überschwemmt. Ställe sind ohne Strom, Lagerhäuser wurden überflutet.

Außerdem gingen ganze Getreideernten verloren. Probleme gab es auch bei der Lieferung verderblicher Lebensmittel, die durch die Schließung der Autobahn A14 zum Erliegen kam, was zu weiteren Verlusten für die Landwirtschaftsunternehmen führte.

Versprechen der Politik

Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida versicherte, dass die Regierung schnell eingreifen werde, um den von den Unwettern und den schwersten Niederschlägen der vergangenen 30 Jahre betroffenen Gemeinden zu helfen. Er versprach ein Regierungsdekret und die Bereitstellung angemessener Mittel zur Bewältigung der Schäden.

Die Landwirtschaftsverbände fordern ein sofortiges Eingreifen der Regierung mit Notstandsgesetzen wie im Falle des Erdbebens, das die Gegend im Jahr 2012 erschüttert hatte.

37 Gemeinden unter Wasser

Die Lage ist weiter höchst angespannt. Zwar werden kaum noch Regenschauer erwartet, dennoch ruft der italienische Zivilschutz weiter zu großer Vorsicht auf. Insgesamt stehen 37 Gemeinden vollständig unter Wasser. 23 Flüsse sind über die Ufer getreten, 22 weitere stehen kurz vor dem Überlaufen. In den Apenninengemeinden der Region Emilia Romagna wurden 280 Erdrutsche, davon 150 schwere, gemeldet, außerdem 400 blockierte Straßen. In Faenza stiegen Menschen auf die Dächer ihrer Häuser, um sich vor den Flutwellen zu retten.

Einige Personen wurden von Hubschraubern in Sicherheit gebracht. In mehreren Teilen der Stadt kam es zu Stromausfällen, auch bei den Telefonverbindungen gab es Probleme.

Die Feuerwehr rückte in den vergangenen 48 Stunden zu rund 2.000 Einsätzen aus, bei denen mehr als 900 Einsatzkräfte mit 300 Fahrzeugen vor Ort waren, wie es am Donnerstagmorgen hieß.

Unterkünfte in Sporthallen

Mehrere Häuser und Betriebe in der Provinz Ravenna wurden wegen Überschwemmungsgefahr geräumt. Die Stadtverwaltung von Ravenna forderte mit Unterstützung der örtlichen Polizei die Bürger, die in der Nähe von Flüssen wohnen, auf, sich in die oberen Stockwerke zu begeben, wie italienische Medien berichteten. Für die evakuierten Personen wurden Unterkünfte in Sporthallen angeboten.

In der Kleinstadt Castel Bolognese, in der es Probleme mit der Trinkwasserversorgung gab, wurden mehrere Bürger aus ihren Wohnungen evakuiert. Trinkwasser wurde mit einem Tankwagen verteilt.

Über 10.000 evakuiert

Der Vizepräsidentin der Region, Irene Priolo, zufolge wurden "mehr als 10.000 Menschen" evakuiert. 50.000 Einwohner der Katastrophenregion waren laut der Zivilschutzbehörde am Mittwoch ohne Strom, 100.000 ohne Mobilfunknetz. Im Bahnsystem kam es zu Verspätungen, die auch die Hochgeschwindigkeitszüge auf der Nord-Süd-Achse Mailand-Rom betrafen. Auch das Straßennetz in dem betroffenen Gebiet kam zum Erliegen.

Die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni will der Region Emilia Romagna unter die Arme greifen. Sie berief für kommenden Dienstag (23. Mai) eine Ministerratssitzung ein, bei der Finanzierungen für die vom Unwetter-Notstand betroffenen Gebiete locker gemacht werden sollen. Mindestens zehn Millionen Euro will das Kabinett für erste Maßnahmen zur Verfügung stellen.

Außerdem sollen strukturelle Maßnahmen gegen Erdrutsche und Überschwemmungen diskutiert werden.

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