Empörung in Paris: Heimkind als Strafe kahl geschoren
Zusammenfassung
- Achtjähriger Junge in Pariser Heim wurde zur Strafe von einer Erzieherin kahl geschoren, Video davon kursierte in Whatsapp-Gruppe ohne Reaktion.
- Kinderschutzbeauftragte kritisiert das Versagen der Kontrollkette und die mangelnde Reaktion auf das Video; Staatsanwaltschaft ermittelt wegen vorsätzlicher Gewalt.
- Vorfall verdeutlicht strukturelle Probleme und institutionalisierte Gewalt in französischen Kinderheimen, wie ein Untersuchungsausschuss bereits feststellte.
Der Fall eines acht Jahre alten Heimkindes, das zur Strafe von einer Erzieherin kahl geschoren wurde, sorgt in Frankreich für Empörung: "Die Tat ist monströs", sagte die Kinderschutzbeauftragte Claire Hédon am Mittwoch dem Sender RMC.
Erschreckend sei zudem, dass ein Video von der Szene in einer Whatsapp-Gruppe verbreitet worden sei, in der so gut wie niemand reagiert habe. "Die ganze Kontrollkette hat versagt", betonte Hédon.
Das Video zeigt einen Buben mit nacktem Oberkörper und verschränkten Armen, der von einer Frau den Kopf rasiert bekommt, offensichtlich gegen seinen Willen. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen vorsätzlicher Gewalt gegen ein Kind durch eine Aufsichtsperson ein.
Vorfall bereits im Februar
Der Vorfall ereignete sich bereits im Februar in einem Heim in Paris, in dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene untergebracht sind, die unter staatlicher Obhut stehen. Die für das Kinderheim zuständige Pariser Stadtverwaltung leitete nach eigenen Angaben eine interne Untersuchung ein. Das Erzieher-Team sei bereits ausgewechselt worden, erklärte sie. Der Bub habe trotz des Vorfalls in dem Heim bleiben wollen.
Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss hatte im April auf gravierende Probleme in Heimen für Kinder und Jugendliche in Frankreich aufmerksam gemacht. Die Institutionen, in denen landesweit 400.000 Kinder untergebracht sind, würden kaum kontrolliert, es gebe "institutionalisierte Gewalt".
Kommentare