Trauma Haarausfall: In Südkorea soll die Krankenkasse die Behandlung zahlen

Die K-pop boy group TWS
Besonders für junge Männer sei eine Behandlung „lebenswichtig“, findet Südkoreas Präsident Lee Jae-myung. Doch nicht alle Männer im Land sehen das so.

Er selbst ist stets perfekt frisiert, der Scheitel stramm gezogen - jedes Haar sitzt, wo es sitzen soll, bei Südkoreas Präsidenten Lee Jae Myung. Der hat es sich zur Aufgabe gemacht, den kahlköpfigen Einwohnern seines auf Schönheit sehr bedachten Landes zu helfen.

Er fordert, dass das staatliche Krankenversicherungssystem die Kosten für Behandlungen gegen Haarausfall übernehmen soll. Bisher seien medizinische Behandlungen gegen Haarausfall als „kosmetisch“ angesehen, sagte er gegenüber Beamten, „aber heute muss das als eine Frage des Überlebens betrachtet werden“.

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Südkoreas Präsident Lee Jae Myung (l.) mit dem Gründer eines K-Pop-Unternehmens

Die staatliche Krankenversicherung Südkoreas deckt derzeit Behandlungen für krankheitsbedingten Haarausfall ab. Ausgenommen sind jedoch Menschen mit erblich bedingtem Haarausfall, da dieser nicht lebensbedrohlich ist, sagte Gesundheitsministerin Jeong Eun-kyeong am Dienstag bei dem Treffen. Insgesamt ließen sich im Vorjahr rund 240.000 Menschen wegen - natürlichem - Haarausfalls behandeln. Fast die Hälfte davon waren junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren.

Doch nicht alle sind so begeistert – nicht einmal diejenigen, die von einer subventionierten Haarausfallbehandlung profitieren könnten. Scharfer Protest kam sofort von der koreanischen Ärztekammer: Die staatlichen Gelder sollten doch bitte besser für die Behandlung schwerer Krankheiten verwendet werden - und nicht gegen Haarausfall.

Auch in den Sozialen Medien war überwiegend Kritik zu sehen: Es gebe in Südkorea viel größere Probleme als dünner werdendes Haupthaar, hieß es da - etwa die hohe Selbstmordrate und die Frauenfeindlichkeit. 

„In einem Land, in dem die Menschen sich sträuben und hysterisch reagieren, wenn gefordert wird, Hygieneartikel oder Medikamente gegen Brustkrebs in die staatliche Krankenversicherung aufzunehmen, käme die Ankündigung, dass Medikamente gegen Haarausfall übernommen werden, ehrlich gesagt einem schlechten Witz gleich“, schrieb  ein Nutzer auf X.

Präsident Lee schlug zudem vor, Medikamente gegen Fettleibigkeit in das nationale Krankenversicherungssystem aufzunehmen - und auch dabei richtete sich der Staatschef vor allem an jüngere Menschen.

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