Großrazzia gegen die Verbreiter von Kinderpornografie in Berlin

Großrazzia gegen die Verbreiter von Kinderpornografie in Berlin
„Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, wird für die Täter immer höher“, sagte die leitende Ermittlerin.

Die meisten Hinweise kommen aus den USA. Die Täter sitzen aber auch in Deutschland und geraten immer mehr ins Visier der Polizei. In Berlin ist das Landeskriminalamt (LKA) mit einer großen Razzia gegen Konsumenten und Verbreiter von Kinderpornografie vorgegangen. Seit dem frühen Mittwochmorgen durchsuchten Fahnder mehr als 40 Wohnungen und andere Räume. Es gehe um den Verdacht der Verwendung und Verbreitung kinderpornografischer Abbildungen, also Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs.


Die 42 Verdächtigen seien alles Männer, sagte Norma Schürmann, zuständige Dezernatsleiterin im LKA. Sie seien zwischen 17 und 84 Jahre alt. Zwei Drittel der Männer sollen polizeibekannt sein, die Hälfte fiel bereits mit Sexualdelikten auf. 250 Polizisten waren im Einsatz. Es gehe bei den Durchsuchungen nicht um zusammenhängende Fälle, sondern um lauter Einzelermittlungen, sagte Schürmann.


Ziel sei das Beschlagnahmen von Computern, Handys und anderen Datenträgern. Festnahmen gab es nicht. 300 ähnliche Durchsuchungen habe es im vergangenen Jahr in Berlin gegeben, so das LKA. „Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, wird für die Täter beim Thema Kinderpornografie immer höher“, sagte Schürmann.

Datenverkehr wird durchforstet


In den USA würden die Netzbetreiber mit Algorithmen den Datenverkehr durchforsten und Verdachtsfälle und deren IP-Adressen dem National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) melden. Die IP-Adressen werden dann in andere Staaten weitergeleitet.


Durch Gesetzesänderungen seien auch die deutschen Betreiber künftig zu derartigem automatisierten Scannen des Datenverkehrs verpflichtet.

Die LKA-Dezernatsleiterin Judith Dobbrow erklärte, die Täter würden Bilder und Filme weltweit austauschen. Oft gebe es einen privaten Kontakt zu den Opfern. Verwandte würden Fotos von Kindern machen und im Internet anbieten. Viele Täter würden sich sicher fühlen, gerade im sogenannten Darknet, in dem man sich abgeschottet und anonym bewegen könne.

Vorsicht mit eigenen Bildern

Dazu komme das Problem, dass Jugendliche und Kinder unbedarft eigene und fremde Bilder in Chatgruppen tauschen würden, sagte Dobbrow. „Sie haben kein Bewusstsein, dass ein Missbrauch da hinterstehen kann.“ Sie könne nur alle Eltern und Kinder auffordern, sehr vorsichtig mit eigenen Bildern zu sein.
Erst Anfang Mai hatte die bayerische Polizei bei einer Kinderpornografie-Razzia 49 Objekte durchsucht, gegen 51 Verdächtige wurde ermittelt. Die Täter kommen aus „allen Altersgruppen, allen Berufsgruppen, allen sozialen Schichten und allen Regionen“, hieß es dort.


Kurz zuvor hatte das BKA mitgeteilt, dass eine der weltweit größten Kinderpornografie-Plattformen im Internet zerschlagen wurde. Mehrere Männer wurden als mutmaßliche Betreiber in Deutschland festgenommen. Die Darknetplattform soll mehr als 400 000 Mitglieder in vielen Ländern gehabt haben. Unter den geteilten Bild- und Videoaufnahmen hätten sich auch Aufnahmen von schwerstem sexuellen Missbrauch von Kleinkindern befunden.

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