Greta Thunberg: Es war einmal eine Ikone ...

Mit grünem Fischerhut, weißem T-Shirt und dem Mittelmeer im Rücken spricht Greta Thunberg von einem „live-streamed genocide“ – also einem „Völkermord, der live übertragen wird“. Sie meint damit den Krieg Israels gegen die Hamas. Die einstige Galionsfigur der Klimabewegung hat ihren Kurs geändert. Statt der Bekämpfung der Klimakrise hat sie sich dem pro-palästinensischem Aktivismus verschrieben. Derzeit befindet sich Thunberg auf einem Segelboot mit Hilfsgütern vor Gaza.
Bei ihrem Einsatz im Nahostkonflikt bedient sie sich fragwürdiger Methoden: So demonstrierte sie Seite an Seite mit Israelhassern und teilte online den als antisemitisch eingestuften Slogan „Free Palestine from the river to the sea“ – also vom Jordan bis zum Mittelmeer, was der Auslöschung Israels gleichkäme. Die Ableger von Fridays for Future in Österreich und Deutschland distanzierten sich von ihrer Initiatorin.

Klimastreik 2024 in Wien: Die Teilnehmerzahl lag nur noch bei 15.000.
Problematische Leitfigur
„Das Verhalten von Greta Thunberg hat Fridays for Future geschadet“, sagt Ruth Simsa, Soziologin an der WU Wien, die im Bereich Nonprofit-Organisationen forscht. Zum einen würden Bewegungen Leitfiguren brauchen. Zum anderen sei es durchaus prekär, wenn sich die Führung nicht auf mehrere Schultern verteile. Das Beispiel Greta Thunberg zeigt es vor.
Doch Klimabewegungen haben nicht erst seit Thunbergs Wandel ein Mobilisierungsproblem. „Wir beobachten das seit der Pandemie. Andere NGOs konnten in dieser Zeit gut mobilisieren, Fridays for Future gelang das nicht“, sagt Simsa.
Im Herbst 2019, dem Höhepunkt der Bewegung, nahmen 150.000 Menschen am Klimastreik teil. Zuletzt, im Herbst 2024, waren es nur noch 15.000. Auf eine Anfrage des KURIER reagierte Fridays for Future nicht.
Eine andere Klimaorganisation löste sich im vergangenen Jahr gleich ganz auf. Die Letzte Generation, bekannt durch Sitzblockaden, gab das Ende ihrer Proteste bekannt. Man sehe keine Perspektive für Erfolg mehr, hieß es.
Trotz Extremwetterereignissen und Hitzerekorden geht den Klimabewegungen derzeit die Luft aus. Warum?
„Zum einen sind sie frustriert, weil nichts passiert. Zum anderen ist die Stimmung feindselig“, sagt Simsa. Sogar große Umweltschutzorganisationen würden es sich mittlerweile dreimal überlegen, bei welchen Aktionen sie mitmachen. „Meine These ist: Sie fordern zu recht viel Veränderung und das macht Angst.“
Dennoch glaubt die Soziologin nicht an ein Ende der Klimabewegungen: „Es werden neue Ansätze und Bewegungen aufkommen, weil das Thema nicht weggehen wird. Im Gegenteil, der Klimawandel wird immer spürbarer.“
Kommentare