Giftige Algenblüte vor Australien: "Das Schlimmste, was ich je gesehen habe"

Zusammenfassung
- Erstmals wurde vor Südaustralien eine massive giftige Algenblüte der Karenia mikimotoi beobachtet, die sich auf 4400 Quadratkilometern ausbreitete.
- Die Algenblüte führte zum massenhaften Tod zehntausender Meerestiere und bedroht die Artenvielfalt sowie den lokalen Fischfang und Tourismus.
- Als Auslöser gelten eine marine Hitzewelle und Hochwasser, die Regierung stellt 14 Millionen australische Dollar für Soforthilfen und Forschung bereit.
Vor Wochen sprachen Experten schon von einem "Horrorfilm für Fische". Mitte März wurde vor der Fleurieu-Halbinsel südlich von Adelaide an der Südküste Australiens zum ersten Mal die Algenblüte der Karenia mikimotoi, einer Mikroalge beobachtet.
Seit den 1930er-Jahren wurde sie bereits in den unterschiedlichsten Weltregionen gesichtet, vor Südaustralien aber bislang noch nie, schon gar nicht in dem Ausmaß und der Dauer. Laut Behördenangaben hat sich die Mikroalge seit ihrer ersten Sichtung auf einer Fläche von rund 4.400 Quadratkilometern ausgebreitet, ist nach Norden in den Spencer-Golf gelangt, nach Süden in die Gewässer rund um die Coorong-Feuchtgebiete. Auch entlang der Strände von Adelaide im Golf von Saint Vincent ist die Algenblüte mittlerweile aufgetaucht.
Bei einer Mikroalgenblüte vermehren sich mikroskopisch kleinen Algen in einem Gewässer plötzlich sehr stark. Das führt meist zu einer grünlichen oder manchmal auch braunen Verfärbung des Wassers.
Als Auslöser gelten hohe Temperaturen und eine Überdüngung des Wassers. In Südaustralien gehen Experten davon aus, dass unter anderem eine marine Hitzewelle, die im September 2024 begonnen hatte, und starkes Hochwasser in der Region, das zusätzliche Nährstoffe ins Meer spülte, verantwortlich sind.
Massensterben
Menschen in den betroffenen Gebieten wurden aufgefordert, nicht ins Meer zu gehen, wenn das Wasser verfärbt ist oder schaumig. Karenia mikimotoi kann nämlich zu Hautreizungen und Atembeschwerden führen. Stark giftig ist die Mikroalge für Menschen nicht. Jedoch ist sie es "für alles, was Kiemen hat und unter Wasser atmet", erklärt die Umweltministerin des Bundesstaates South Australia, Susan Close. Die Alge verursacht Schäden an den Kiemen von Fischen, sodass diese qualvoll ersticken.
Zehntausende Meerestiere, die fast 500 verschiedenen Arten angehören, sind bereits verendet. Dazu zählen außer Fischen auch Schwämme, die bei der Bildung maritimer Lebensräume eine wichtige Rolle spielen.
An den Stränden von Touristenmagneten wie Kangaroo Island und den Halbinseln Yorke und Fleurieu werden immer wieder die Kadaver von Haien, Rochen, Kraken und Krebsen angespült. Behörden befürchten, dass einige Arten in der Region ausgerottet werden könnten.
"Ich habe weinende Fischer am Telefon"
Ian Mitchell, der einen Fischmarkt in Adelaide leitet, schilderte, einige Fischer hätten wegen der Plage seit April nichts mehr gefangen. "Es ist das Schlimmste, was ich je gesehen habe", sagte er dem australischen Sender ABC. "Ich spreche täglich mit Fischern und ich habe weinende Fischer am Telefon."
Die "Ernsthaftigkeit der Algenblüten-Umweltkrise in South Australia" könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte die Meeres-Expertin Adriana Verges von der University of New South Wales.
Die australische Regierung kündigte an, 14 Millionen australische Dollar (7,8 Millionen Euro) für Finanzhilfen für betroffene Fischer, die Entfernung der Algen und die Forschung für bessere Vorkehrungen gegen derartige Katastrophen bereitzustellen.
Rote Warnleuchte
Bis sich Meeresgewässer und ihre Tierwelt von einer giftigen Algenblüte erholen, kann es nach bisherigen Erfahrungen Jahre dauern, wie der Leiter der Australischen Gesellschaft für Meeresschutz, Paul Gamblin, der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Die gegenwärtige Algenblüte sei "eine rote Warnleuchte, dass der Klimawandel vor der Küste Australiens angekommen ist und enorme Auswirkungen hat".
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