Speedo-Pflicht: Warum in Frankreichs Bädern nur enge Badehosen erlaubt sind

Sein Blick ist unerbittlich. Er steht am Eingang des Freibads „La Grenouillère“, übersetzt „Froschtümpel“, im südlichen Pariser Vorort Antony und wirkt mit seiner muskulösen Statur, der schwarzen Kleidung und der strengen Mimik wie ein Disko-Türsteher.
Tatsächlich ist sein Job ganz ähnlich: Der Mann muss darauf achten, dass neu ankommende Gäste regelkonform gekleidet sind. Zwischen Kasse und Wasserbecken führt kein Weg an ihm vorbei. Er mustert alle von oben bis unten und dämpft so von vorneherein das Gefühl der Unbeschwertheit, das am Eingang des Freibads aufzukommen begann.
Badeshorts verboten
Gnadenlos aussortiert wird, wer die Vorschriften entweder nicht kennt oder sie bewusst übergeht – etwa in Form von Badeshorts bei Buben und Männern. Sie sind in öffentlichen Badeanstalten in Frankreich per Gesetz verboten.
Getragen werden müssen stattdessen eng anliegende Badehosen, auch bezeichnet als Speedo-Hosen. Auf das eventuelle Auftreten von Schamgefühl gerade bei manchen Jugendlichen wird keine Rücksicht genommen. Mädchen und Frauen entgehen der Kontrolle nicht, denn das Tragen eines den ganzen Körper bedeckenden Burkinis ist ebenfalls untersagt. Darüber hinaus gilt Badekappen-Pflicht in französischen Schwimmbädern. Wer das nicht weiß oder sein Exemplar vergessen hat, kann aber direkt vor Ort eines kaufen – das verschafft der Anstalt nebenbei ein paar Zusatzeinnahmen.
Hygienische Gründe
Hinsichtlich der Hauben für alle und zwar auch für Babys mit nur zartem Flaum auf dem Kopf wie auch der Shorts für männliche Träger werden hygienische Gründe angeführt. Erstere sollen verhindern, dass zu viele Haare ins Becken gelangen, von zweiteren wird ausgegangen, dass sie auch außerhalb des Schwimmbads getragen werden könnten. Das erhöht demnach die Verschmutzungsgefahr des Wassers durch Schweiß, Schmutz oder Urinrückstände, wie es auf der spezialisierten Seite „www.guide-piscine.fr“ heißt. Außerdem verfügten längere Shorts oft über Taschen, in denen demnach Krümel, Taschentücher oder Papierzettelchen vergessen werden könnten: „Diese haben in Becken nichts verloren und könnten auf der Wasseroberfläche schwimmen.“
Wer lediglich Schwimm-Bermudahosen besitzt oder eingepackt hat, dem bleibt noch der Strand, wo diese erlaubt sind; anders sieht das bei Burkinis aus, die wurden gerichtlich überall untersagt. In Paris gibt es bekanntlich kein Meer, allerdings ab 5. Juli neue Schwimmmöglichkeiten im Freien: Dann öffnen an der Seine drei und am Nebenfluss Marne im Südosten der Hauptstadt vier überwachte Badestellen. Demnächst lässt sich mit Blick auf den Eiffelturm oder auf die Kathedrale Notre-Dame planschen und schwimmen – und kleidungsmäßig weitgehend frei.
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