Polizei lässt zwei "Untergrund-Restaurants" in Paris auffliegen

Polizei lässt zwei "Untergrund-Restaurants" in Paris auffliegen
Über 170 Gäste in zwei Restaurants müssen Strafe zahlen. Nach einem TV-Bericht über mutmaßliche heimliche Luxus-Essen hatte die Justiz Ermittlungen aufgenommen.

Inmitten einer Affäre um "Corona-Diners" in Paris, an denen angeblich auch Regierungsmitglieder teilgenommen haben sollen, hat die Polizei zwei Geheim-Restaurants auffliegen lassen. In Paris nahm die Exekutive in der Nacht auf Samstag den Manager eines "Untergrund-Restaurants" fest, der trotz der Schließung wegen der Pandemie heimlich Essen angeboten hatte. Auch der Organisator des Diners wurde festgenommen, die über 110 Gäste mussten Strafe zahlen.

Stunden zuvor hatten Polizisten einen Lunch in einem weiteren Geheimrestaurant in Saint-Ouen am Stadtrand von Paris vorzeitig beendet. Nach Angaben des Senders BFMTV und der Polizei wurden der Betreiber festgenommen und die 62 Gäste ebenfalls mit Bußgeld belegt.

Aufregung um "Untergrund-Restaurant"

Seit einem Bericht des privaten Fernsehsenders M6 über mutmaßliche heimliche Luxus-Essen sorgen die sogenannten Untergrund-Restaurants für Wohlhabende in Frankreich für Schlagzeilen. Bilder zeigten unter anderem ein "Untergrund-Restaurant", in dem weder die Bedienung noch die unkenntlich gemachten Gäste Masken trugen.

In dem TV-Bericht hatte der Besitzer des Veranstaltungsorts "Palais Vivienne", Pierre-Jean Chalencon, als einer der Organisatoren zunächst anonym über die Abende berichtet und behauptet, in mehreren Geheim-Restaurants Regierungsmitglieder getroffen zu haben. Inzwischen spricht er allerdings von einem "Aprilscherz".

Nach dem Bericht hatte die Justiz Ermittlungen aufgenommen. Am Freitag wurden Chalencon und der bekannte Prominenten-Koch Christophe Leroy von den Ermittlern vernommen. Eine Teilnahme von aktiven Ministern an illegalen Diners ließ sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher aber nicht nachweisen.

Politiker involviert?

Ein früherer Minister unter Präsident Nicolas Sarkozy (2007-12) hat eingeräumt, Ende März an einem Essen von Leroy teilgenommen zu haben. Ex-Innenminister Brice Hortefeux, der heute für die konservativen Republikaner im Europaparlament sitzt, erklärte am Samstag, es habe sich um ein "Arbeitsessen" mit einem bekannten Journalisten in einer Privatwohnung gehandelt. Gegen die Corona-Auflagen habe er damit aber nicht verstoßen.

Zuerst hatte das Enthüllungsportal Mediapart über den Fall berichtet. Hortefeux erklärte der Nachrichtenagentur AFP, ihm sei vorher versichert worden, dass das Essen völlig legal sei. Es habe in einer Privatwohnung und nicht in einem Restaurant stattgefunden. Es hätten zudem weniger als sechs Menschen daran teilgenommen, es sei also "keine Regel gebrochen" worden, erklärte Hortefeux. Nun mit den "Corona-Diners" in Verbindung gebracht zu werden, finde er "sehr verstörend".

Macron erinnert an Vorbildwirkung 

Der aktuelle französische Staatspräsident Emmanuel Macron rief jedenfalls alle Teilnehmer der Kabinettssitzung diese Woche laut einem Regierungssprecher auf, "vorbildlich zu sein". Wegen der Pandemie sind die Restaurants in Frankreich seit Ende Oktober geschlossen.

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