Fotograf verpasste Corona-Ausbruch: "Es war eine ganz andere Welt"

Leere Straßen und Mundschutz: Rio de Janeiro in Corona-Zeiten
Der Brasilianer war bei einem Indigenenvolk und bekam so nichts mit. Jetzt beobachtet er das Geschehen von der Quarantäne aus.

Wie sich die Welt verändert hat, in die er zurückgekehrt ist, hat Paulo Mumia nicht gleich verstanden, nachdem er das Dorf der Indigenen vom Volk der Suruwaha im Süden des brasilianischen Bundesstaates Amazonas verlassen hatte. „Die Ausmaße habe ich erst in Etappen begriffen“, sagt der Fotograf vom „Museu do Índio“ in Rio de Janeiro der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Mumia war mehr als zwei Wochen lang tief im Regenwald gewesen, wo kein Handy und kein Internet funktionieren. Nur Amateurfunk verbindet das indigene Dorf mit den vorgelagerten Posten der Indigenen-Behörde Funai. „So habe ich den Ausbruch und die Ausbreitung der Corona-Krise gar nicht mitbekommen“, erzählt Mumia.

Umso größer war der Schock, als er davon erfuhr. Die Militärpolizei und ein Ärzteteam empfingen ihn in der nächstgelegenen Stadt Canutama und berichteten, was in Brasilien und der Welt los war. Eine Odyssee durch das Land begann. Wegen gesperrter Straßen, geschlossener Hotels und abgesagter Flüge „war ich so weit, zu sagen: Ich spanne meine Hängematte auf einem Platz auf und schaue, was passiert“, sagt Mumia, der es nach mehreren Anläufen und Tagen doch noch nach Rio geschafft hat.

In Quarantäne

Aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens ist er nun zu Hause in Quarantäne - seine dritte am Stück. Erst hatte er zehn Tage an dem Funai-Posten zu verbringen, damit er in das indigene Gebiet durfte. Dann war er isoliert im Dorf im Sinne von: abgeschnitten von der Welt. Nun also Rio. „Das war ganz schön viel Isolation für eine Reise“, sagt er und lacht. „Im Dorf war es so gut, so ruhig, keine Nachricht von irgendwas, schon gar nicht von einer Krankheit solchen Ausmaßes.“

Er hat im Amazonas-Gebiet zusammen mit einem Anthropologen für die Funai und die Unesco das Leben der Suruwaha dokumentiert, die als „Alchemisten des Regenwaldes“ gelten und zurückgezogen leben wollen. Die Nachricht vom Coronavirus, glaubt er, ist dort bis jetzt noch nicht angekommen. Die Mitarbeiter der Funai haben beschlossen, das indigene Gebiet zu sperren.

Es ist für Paulo Mumia auch sonst schon eine Herausforderung, wenn er aus einem indigenen Dorf in die Welt der Weißen zurückkommt. „Aber ich kehre nach Hause zurück und alles ist in Ordnung. Nur dieses Mal bin ich nach Hause zurückgekehrt und nichts war in Ordnung. Es war eine ganz andere Welt.“

 

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