Nach Seilbahnunglück bleibt der kleine Eitan vorerst in Israel

Aya Biran-Nirko ist die Tante, bei der Eintan seit dem Unglück wohnte
Der Sorgerechtsstreit zwischen Tante in Italien und Großeltern in Israel geht in die nächste Runde.

Auch in der größten Trauer können sich Familien total zerstreiten. Vermutlich geht es in diesem Fall nicht nur um das Wohl des Waisenkindes, sondern auch um eine enorme Versicherungssumme. Im mutmaßlichen Entführungsfall um den kleinen Eitan, den einzigen Überlebenden der Seilbahn-Katastrophe vom Lago Maggiore, wurde am Donnerstag eine Anhörung am Familiengericht in Tel Aviv angesetzt. Eitan bleibt vorerst bei seinen Großeltern mütterlicherseits. Die nächste Anhörung soll am 8. Oktober stattfinden.

Emotionen gingen hoch

Vor der Sitzung des Familiengerichts gingen die Emotionen hoch.  Eitans Tante aus Italien, Aya Biran-Nirko, sagte beim Betreten des Gerichtssaals: „Ich möchte Eitan wieder heim holen. Ich bin sehr besorgt um ihn, ich will ihn so schnell wie möglich nach Hause bringen.“ Nach der Sitzung blieben die Streitparteien still. Keiner der Angehörigen wollte den Gerichtsbeschluss kommentieren.


Der Sechsjährige, der bei dem Unfall am Pfingstsonntag beide Eltern, den kleinen Bruder und seine Großeltern väterlicherseits verloren hatte, war vor knapp zwei Wochen von seinem Großvater mütterlicherseits heimlich und entgegen einer richterlichen Anordnung nach Israel geflogen worden.

Nach Seilbahnunglück bleibt der kleine Eitan vorerst in Israel

Großvater Shmuel Peleg "entführte" Eitan nach Israel


Die Staatsanwaltschaft der italienischen Stadt Pavia ermittelt gegen den Mann wegen Kindesentführung. Eitans Großmutter und laut Medienberichten auch ein weiterer Mann stehen ebenfalls unter Verdacht. Der Mann habe den Großvater und den Jungen in einem gemieteten Auto von Pavia in die Schweiz gefahren, von wo sie nach Tel Aviv flogen, schrieb die Tagezeitung „Corriere della Sera“ am Sonntag.


In der vergangenen Woche gaben die Verwandten mütterlicherseits in Israel etliche Interviews und erklärten, zum Wohle des Kindes gehandelt zu haben. Eitan sei in Italien nicht die nötige physische und psychische Hilfe zugekommen, behaupteten sie.


Die israelischen Anwälte der Familie väterlicherseits äußerten sich ihrerseits besorgt: „Die Rückkehr Eitans in sein Haus in Italien scheint dringender denn je“, sagten sie laut Ansa.

Katholische Volksschule

Eitan hätte in der vorigen Woche in die erste Klasse der Volksschule kommen sollen. Zwei Tage vor der Einschulung war ein Treffen mit seinem Großvater für einige Stunden vereinbart worden. Am Abend kamen die beiden aber nicht mehr zurück zum Haus der Tante - weil sie von der Schweiz nach Israel flogen, wie schnell rekonstruiert wurde.

Auch religiöse Gründe spielen in diesem Familienstreit eine Rolle. Die Großeltern kritisierten, dass Aya Biran das Kind in eine katholische Volksschule in Pavia eingeschrieben habe. Für die Großeltern sei dies nicht akzeptabel. Die beim Unglück gestorbenen Eltern Eitans hätten beschlossen, 2022 nach Israel zurückzukehren, nach Ende des Krankenhauspraktikums in Pavia von Eitans Vater, der in Italien Medizin studiert hatte. „Ich bin Jüdin und Israelin, und ich möchte, dass mein Enkel hier in den Traditionen seines Volkes aufwächst“, betonte die Großmutter.

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