Experte Lobo in ZiB2: Twitter könnte allumfassende App werden

Autor, Journalist und Social-Media-Experte im Fernsehinterview.
Social-Media-Experte Lobo warnt nach Twitter-Übernahme von Musk. Er könnte Twitter zu einer neuen "WeChat"-App machen.

Tesla-Gründer Elon Musk gilt als reichster Mann der Welt. Der Kauf der Social-Media-Plattform Twitter für 44 Milliarden Euro sorgt daher für Kritik, denn es macht ihn noch mächtiger. Seine Einflussnahme könnte ungeahnte Sphären annehmen. 

Im ZiB-2 Interview mit Moderator Armin Wolf hält es auch Social-Media-Experte Sascha Lobo teilweise für problematisch. 

Denn Twitter sei seiner Meinung nach, die mächtigste Kommunikations-Infrastruktur des Planeten. Twitter sei heute bereits "toxisch". "Hass und Hetze ist auf der Plattform allgegenwärtig", sagt Lobo. Daher sei die von Musk bekannte Meinung, dass Twitter zu viel in die Meinungsfreiheit eingreife, problematisch.

Musk wolle etwa User, die auf Lebzeiten gesperrt wurden, wieder freischalten. "Das hört sich für mich nicht an, wie ein Gegenmittel gegen Hass und Hetze, denn es gibt Gründe, warum es diese Sperren gibt", sagt Lobo.

Twitter könnte WeChat werden

Auch wenn Twitter vergleichbar weniger Nutzer habe, als andere soziale Plattformen, so könne über Twitter "Multiplikatoren erreicht werden".

"Twitter ist wie ein Netzwerk der Netzwerke. Es ist das beste und schnell informierte Netzwerk weltweit. Damit hat man eine große politische Macht", sagt er weiter.

Vor einiger Zeit habe Musk in einem Podcast angekündigt WeChat imitierten zu wollen. Die allumfassende App aus China vereint alle soziale Plattformen und alles, was mit dem Smartphone möglich ist: Kommunikation, Online-Dating, Zahlfunktion usw.  "Das könnte er auch in Twitter einbauen", sagt Lobo.

Auf die Frage, wie tief die Krise von Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp) sei, da auch der Börsenkurs eingebrochen sei, antwortete Lobo, dass diese Krise alle Tech-Aktien betreffe. Der Wachstum sei nicht mehr so vorstellbar wie noch vor einiger Zeit, meint er. 

Auch das angekündigte "Metaverse" gebe es noch gar nicht: Das Metaverse soll die Antwort darauf sein, was nach dem Smartphone kommt. Es könnte eine Brille sein, die alles vereint. Aber die gebe es eben noch nicht. 

Tiktok und China

Die chinesische App Tiktok sei derzeit die meist heruntergeladene App weltweit. "Es ist klug aufgebaut und Interessensbasiert", meint Lobo. Während all die anderen sozialen Plattformen auf dem Prinzip von "Social Breath" basieren, das heißt man sieht etwa, was die Freunde im Netzwerk machen, zeigt Tiktok dank intelligenten Algorithmus nur das, was die Person interessiert. 

Die Gefahr sei die Einflussnahme Chinas. "Man sieht das etwa beim Umgang mit dem Thema Hong Kong oder LGBTQ Themen. Auch das Wort Arbeitslager darf nicht wirklich verwendet werden."

Die EU müsse sich also dringend über die Regulierung unterhalten. "Nutzen und Schaden müssen hier ausgeglichen werden", sagt Lobo abschließend.  

Musk hatte immer wieder kritisiert, bei Twitter werde die Meinungsfreiheit zu sehr eingeschränkt. Das weckte Sorgen, bei Twitter könnte es unter seiner Kontrolle mehr Hass und Hetze geben.

Neues Gremium angekündigt

Noch am Freitag verkündete der neuer Twitter-Eigentümer  per Twitter, dass ein neues Gremium zum Umgang mit kontroversen Inhalten eingerichtet werde. Bevor ein solcher Rat zusammentrete, solle es keine großen Entscheidungen zur Inhalte-Politik oder der Wiederherstellung von Accounts geben, schrieb Musk am Freitag bei Twitter.  Beim Facebook-Konzern Meta gibt es schon seit einiger Zeit ein unabhängiges Expertengremium, das etwa die Löschung von Beiträgen und die Sperrung von Accounts rückgängig machen kann. Die Entscheidungen des Gremiums sind für das Management bindend.

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