Eurofighter-Absturz: Überlebender Pilot ist erfahrener Fluglehrer
Nach dem Absturz von zwei Eurofightern der deutschen Luftwaffe im nordöstlichen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist die Ursache weiterhin unklar. In der Nacht wurde die Suche nach Wrackteilen und die Sicherung der Absturzstellen fortgesetzt. Mittlerweile hat die deutsche Luftwaffe Details zu den beiden Piloten bekannt gegeben.
Dem überlebenden Piloten gehe es "den Umständen entsprechend gut", sagte ein Sprecher am Dienstag. Er schwebe nicht in Lebensgefahr. Der Oberstleutnant sei ein "erfahrener Eurofighter-Pilot und Fluglehrer" und habe mehr als 3.500 Flugstunden absolviert.
Verunglückter Pilot befand sich in "Aus- und Weiterbildung"
Bei dem Zusammenstoß der beiden Kampfflugzeuge am Montag tödlich verunglückten Piloten handelte es sich demnach um einen Oberleutnant. Dieser hatte der Luftwaffe zufolge seine Grundausbildung in Spanien erfolgreich abgeschlossen und befand sich in der "verbandsinternen Aus- und Weiterbildung" am Standort Laage.
Beide Eurofighter gehörten zum Taktischen Luftwaffengeschwader 73 "Steinhoff" in Laage bei Rostock. In Laage findet nach Angaben des Sprechers "bis auf Weiteres" kein Flugbetrieb statt. Die anderen Eurofighter-Geschwader seien nicht betroffen.
Die beiden Eurofighter waren am frühen Montagnachmittag etwa 20 Minuten nach dem Aufsteigen zusammengestoßen und abgestürzt. Die Maschinen waren zusammen mit einem dritten Eurofighter auf einem Übungsflug, bei dem sie einen Luftkampf simulierten. Sie waren nach Angaben der Luftwaffe unbewaffnet.
Piloten konnten noch Schleudersitze aktivieren
Die zum Teil brennenden Eurofighter fielen nach der Kollision in ein Waldstück nordöstlich des Fleesensees, eines Gewässers westlich der Stadt Waren an der Müritz. In beiden Fällen wurde noch der Schleudersitz aktiviert. Einer der Piloten kam ums Leben, der andere Pilot wurde nach Angaben der Luftwaffe lebend aus einer Baumkrone geborgen.
Die Flugunfalluntersuchung hat die Abteilung General Flugsicherheit des Luftfahrtamts der Bundeswehr übernommen. In der Nacht auf Dienstag suchten rund um die Absturzstellen etwa 300 Bundeswehrsoldaten teilweise mit Scheinwerfern und Nachtsichtgeräten nach Wrackteilen, wie ein Luftwaffen-Sprecher sagte. Zudem sicherten sie die Absperrung der zum militärischen Sicherheitsbereich erklärten Regionen ab.
Die Suche wurde auch am Dienstag fortgesetzt. Ob bereits die Flugschreiber der Maschinen gefunden wurden, wollte der Sprecher mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.
Nach Angaben der Luftwaffe gibt es in Deutschland insgesamt vier Eurofighter-Geschwader - neben Laage das Taktische Luftwaffengeschwader 31 "Boelcke" in Nörvenich/Kerpen in Nordrhein-Westfalen, das Luftwaffengeschwader 71 "Richthofen" im ostfriesischen Wittmund und das Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau (Oberbayern). Insgesamt verfügt die Luftwaffe demnach über 140 Eurofighter.
Auch österreichische Piloten in Laage ausgebildet
Das Luftwaffengeschwader 73 "Steinhoff", das in Laage bei Rostock stationiert ist, hat als Hauptaufgabe die Ausbildung aller deutschen Eurofighter-Piloten. Und darüber hinaus: Auch österreichische Piloten wurden bei Rostock auf den Eurofighter umgeschult. Insgesamt waren 28 heimische Piloten in Laage, sagte Oberstleutnant Dietrich Springer am Dienstag der APA.
Derzeit wird allerdings kein heimischer Flieger dort umgeschult. 16 der 28 Piloten fliegen aktiv nach wie vor den Eurofighter. Luftfahrtzwischenfälle mit österreichischen Eurofighter-Piloten sind bei Rostock bisher nicht bekannt geworden. Der Grund, warum die österreichischen Flieger in Laage bei Rostock umgeschult werden, ist einfach. Der Eurofighter ist als Einsitzer konzipiert, dementsprechend hat Österreich nur Einsitzer bestellt. Was bei der verhältnismäßig kleinen Stückanzahl der heimischen Maschinen auch Sinn mache, sagte Springer. Es gibt nur einige wenige Doppelsitzer beim Eurofighter, und das sind eben Schulungsflugzeuge. "Deshalb machen wir die Umschulung in Laage, unsere Referenzluftwaffe ist eben die deutsche Luftwaffe", erläuterte der Oberstleutnant, der selbst Pilot ist.
Umschulung auf Eurofighter dauert rund fünf Monate
Österreichische Piloten, die nach Laage kommen, sind bereits erfahren. Sie wurden auf Propellerfliegern und der Saab105OE ausgebildet. Danach gibt es eine Vorbereitungsphase bei der italienischen Luftwaffe, wo sie an neueres Fluggerät herangeführt werden, bevor es für fünf Monate nach Laage geht.
Die Umschulung dort beginnt mit einem etwa achtwöchigen Theorieblock mit Selbststudium. "Wir bezeichnen es als CBT - Computer Based Training. Dabei werden die technischen Systeme des Eurofighter beschrieben, mit denen sich der Pilot vertraut macht. Dazwischen gibt es immer wieder Frontalunterrichte, bei denen auch offene Fragen geklärt werden", schilderte Springer die erste Phase der Ausbildung. Dann geht es in den Simulator, bevor die ersten Flugstunden folgen. "Dabei wird der Pilot zum ersten Alleinflug herangeführt", sagte der Oberstleutnant. Die Piloten üben Grundlagen mit dem Eurofighter - starten, landen, fliegen. "Wir nennen es: Man lernt, das Klavier zu spielen."
"Beim vierten oder fünften Flug sitzt der Pilot schon allein im Cockpit", erläuterte Springer. Der Fluglehrer begleitet den Auszubildenden in einem zweiten Eurofighter. Dabei geht es um die Übung des taktischen Teils mit den Grundlagen des Waffeneinsatzes.
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