Störaktionen am Flughafen Gatwick: Zerstörte Drohne gefunden

Störaktionen am Flughafen Gatwick: Zerstörte Drohne gefunden
Insgesamt setzten die Behörden bereits 60.000 Pfund Belohnung für Hinweise aus.

Das nach den Drohnen-Störaktionen über dem Londoner Großflughafen Gatwick festgenommene Paar ist wieder auf freiem Fuß. Der 47-jährige Mann und die 54-jährige Frau stünden nicht mehr unter Verdacht, teilte die Polizei der Grafschaft Sussex am Sonntag mit. Beide seien sehr kooperativ gewesen. Hoffnungen setzen die Ermittler nun auf den Fund einer zerstörten Drohne am Flughafen.

Das Fluggerät werde sehr genau untersucht, sagte Kriminalhauptkommissar Jason Tingley von der Polizei Sussex. Er räumte aber ein, dass nicht klar sei, ob die am Samstag entdeckte Drohne überhaupt im Zusammenhang mit den Störaktionen steht.

Zwischenfall weiter rätselhaft

Einen kräftigen Seitenhieb gab es von den Ermittlern in Richtung vieler britischer Medien, die die Festgenommenen bereits mit Namen genannt und Fotos von ihnen veröffentlicht hatten. "Wenn Menschen für weitere Ermittlungen festgesetzt werden, bedeutet dies nicht, dass sie sich einer Straftat schuldig gemacht haben", teilte die Polizei mit. Der 47-jährige Mann aus Crawley - die Stadt liegt nur wenige Kilometer vom Airport entfernt - war offenbar ins Visier der Ermittler geraten, weil Drohnen sein großes Hobby waren.

Damit bleiben die Zwischenfälle am Airport rätselhaft. Die Polizei rief die Bevölkerung nochmals eindringlich dazu auf, Hinweise zu den Störaktionen an die Polizei zu geben. Der Flughafen Gatwick stellte 50.000 Britische Pfund (knapp 56.000 Euro) als Belohnung für Informationen in Aussicht, die zur Ergreifung der Täter führen. Weitere 10.000 Pfund stellte ein Mitglied des Oberhauses bereit.

Wer könnte hinter den Störaktionen stecken - und was das Motiv sein? Von einem terroristischen Hintergrund gingen die Behörden bisher nicht aus. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass eine ausländische Regierung ihre Finger im Spiel habe, sagte ein Polizeisprecher noch am Freitag. Nicht ausschließen wollten die Ermittler, dass es sich bei den Tätern um radikale Umweltschützer handeln könnte.

Dutzende Drohnen-Störaktionen hatten seit Mittwoch den Airport weitgehend lahmgelegt. Am Wochenende konnte der Normalbetrieb zur Freude vieler Weihnachtsurlauber wieder aufgenommen werden. Am Samstag wurden mehr als 700 Flüge mit etwa 124.000 Passagieren abgefertigt. Wegen des dichten Flugplans und Andrangs konnten viele Maschinen aber nicht pünktlich starten und landen; einige Flüge fielen aus. So mancher Brite nahm das mit Humor: Das "Drohnen-Drama ist doch eine nette Ablenkung vom Brexit", scherzte ein Mann.


Dutzende Störaktionen legten Betrieb lahm

Gatwick ist der siebtgrößte Flughafen Europas und der zweitgrößte in Großbritannien. Dutzende Drohnen-Störaktionen hatten seit Mittwoch den Airport weitgehend lahmgelegt: Als Vorsichtsmaßnahme waren etwa 1.000 Flüge gestrichen oder umgeleitet worden. Betroffen davon waren einem Flughafensprecher zufolge 140.000 Passagiere. Etliche von ihnen strandeten in Gatwick und schliefen auf dem Boden und in Sesseln. Es gab auch Auswirkungen auf den österreichischen Luftverkehr.

Airport-Geschäftsführer Stewart Wingate sprach von einer "präzise geplanten Aktivität, die darauf ausgelegt wurde, den Flughafen lahmzulegen und maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen". Für Luftfahrtbranche und Behörden sei dies ein Warnschuss. "Es kann nicht sein, dass Drohnen einen essenziellen Teil unserer nationalen Infrastruktur auf diese Art lahmlegen", erklärte Wingate. "Das ist offenkundig eine relativ neue Technik, und wir müssen gemeinsam über richtige Lösungen nachdenken, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann."

Laut "Mail on Sunday" hätte "das Chaos schon nach wenigen Stunden" beendet werden können, wäre das Hilfsangebot des Militärs nicht zunächst ausgeschlagen worden. Die oppositionelle Labour-Partei forderte eine unabhängige Untersuchung.

Bereits jetzt ist es in Großbritannien verboten, Drohnen in der Nähe von Flugzeugen und Flughäfen aufsteigen zu lassen, außerdem dürfen sie nicht höher als 122 Meter fliegen. Bei Verstoß gegen die Ein-Kilometer-Flugverbotszone drohen bis zu fünf Jahre Haft.

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