Ganz Italien abgeriegelt: "Haben keine Zeit zu verlieren"

A man wearing a protective face mask walks near the Rome's Spanish Steps, virtually deserted after a decree orders for the whole of Italy to be on lockdown in an unprecedented clampdown aimed at beating the coronavirus, in Rome
Mit einer "Schocktherapie" gegen das Coronavirus: Premier Conte verkündete Sperrzone für gesamtes Staatsgebiet.

Es sind drastische Maßnahmen, die Italien nun ergreift. Aber angesichts von mehr als 460 Toten durch die Coronavirus-Epidemie habe man "keine Zeit zu verlieren", sagte der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza am Montagabend.

Gegen 22 Uhr am Abend erklärte er gemeinsam mit Premier Giuseppe Conte das ganze Land zur Sperrzone - die Maßnahmen würden unverzüglich nach Unterzeichnung der Verordnung noch Montagabend in Kraft treten. Die Reisefreiheit werde gestoppt, wer dagegen verstößt, dem drohen hohe Strafen. 

Auch viele Österreicher sind betroffen. Nach Angaben des Außenministeriums befinden sich aktuell 4.000 österreichische Staatsbürger in Italien. Sie wurden zur Rückkehr nach Österreich aufgefordert: "Österreichischen Reisenden wird dringend nahegelegt nach Österreich zurückzukehren", heißt es auf der Website des Außenministeriums. Mittlerweile hat das Außenministerium volle Reisewarnung für Italien ausgesprochen. Die Sicherheitsstufe wurde auf die höchste Stufe 6 hinaufgesetzt.

Die Einschränkungen bei der Reisefreiheit betreffen nur im Übrigen nur Italiener, die Grenzen bleiben offen. Man werde aber die Einreisen nach Italien kontrollieren, erklärte der Premier bei einer Pressekonferenz.

"Öffentliche Gesundheit hat Vorrang"

Conte rief die Italiener zu Verantwortungsbewusstsein auf. Die öffentliche Gesundheit habe über alles den Vorrang. Daher seien die Bürger zu Opfern und zur Änderung ihres Lebensstils aufgerufen. Nach dem Slogan "Ich bleibe zu Hause" solle die Reisefreiheit stark eingegrenzt werden. Auch Versammlungen im Freien sollen verboten werden, sagte Conte.

Als Vorbild dienen die Maßnahmen, die seit Sonntag bereits in der Lombardei, sowie in 14 norditalienischen Regionen gelten. Italiener werden nicht ausreisen dürfen, Ausnahmen sind nur bei nachgewiesenen dringenden beruflichen oder familiären Verpflichtungen und in gesundheitlichen Notfällen vorgesehen.

"Wir müssen alle auf etwas verzichten. Wir werden die Epidemie besiegen, wenn wir noch drastischere Maßnahmen zum Schutz unserer Bürger ergreifen. Wir schaffen keine ́rote Zone ́, sondern ganz Italien wird zur geschützten Zone", kündigte Conte an. Schulen, Kindergärten und Universitäten bleiben bis zum 3. April geschlossen.

Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln soll es zu keinen Beschränkungen kommen. Man wolle somit den Menschen erlauben, zur Arbeit zu gehen, erklärte der Premier bei einer Pressekonferenz in Rom. Sportliche Veranstaltungen sollen ganz ausgesetzt werden. Conte erklärte, die 20 italienischen Regionen seien mit den beschlossenen Maßnahmen einverstanden.

Die europaweit beispiellosen Maßnahmen wurden von der Regierung ergriffen, nachdem auch am Montag die Zahl der Coronavirus-Opfer weiterhin drastisch gestiegen ist. Innerhalb eines Tages erlagen 97 Menschen der neuartigen Lungenkrankheit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf 463. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 7.985, am Sonntag waren es noch 7.375.

Zu den 724 Genesenen zählt inzwischen auch der "Patient 1", der erste am Coronavirus infizierte Italiener. Am Montag konnte er aus der Intensivstation des Krankenhauses der lombardischen Stadt Pavia entlassen werden und atmet jetzt selbstständig. Der 38-jährige Manager des Konzerns Unilever hatte sich wahrscheinlich im Krankenhaus der lombardischen Stadt Codogno angesteckt. Sein Zustand war von den Ärzten als kritisch bezeichnet worden. Er war mit seiner im achten Monat schwangeren Frau ins Spital eingeliefert worden, die inzwischen genesen ist.
 

Ganz Italien zur Sperrzone erklärt

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