Chinesen schmeißen zu viel Essen weg, weil sie gute Gastgeber sein wollen

Egal ob im Restaurant oder zu Hause: Es wird zu viel serviert
Das ist dem Regime ein Dorn im Auge. Präsident Xi Jinping sagt der Essensverschwendung den Kampf an und verhängt Strafen.

China startet gerade ein großes Umerziehungsprogramm in puncto Essenseinladungen. Für einen Gastgeber war und ist es eine Blamage, wenn seine Gäste alles aufessen.

Das hieße nämlich, er hätte seine Gastgeberpflichten verletzt und seinen Gästen nicht ausreichend Speisen angeboten. Ein Abendessen, bei dem weniger als sieben verschiedene Speisen, nicht unbedingt Gänge, angeboten werden, gilt als wenig ambitioniert. Und wer beim Essen nicht laut schmatzt und ordentliche Flecken auf dem Tischtuch hinterlässt, benimmt sich ausnehmend unhöflich.

Weil viele Chinesen noch echte Armut und Hunger kennen, ist das ausreichende Essen auch ein Zeichen für Wohlstand. Als Faustregel gilt: Wer sechs Gäste einlädt, sollte für zwölf kochen, damit die Hälfte weggeworfen werden kann.

Diese Sitte ist dem Regime ein Dorn im Auge. Doch weil Aufklärungskampagnen wie „Leere Teller“ nicht geholfen haben, greift Staatspräsident Xi Jinping wieder einmal ganz bewusst ins Privatleben der Chinesen ein. Vorige Woche wurde ein Gesetz verabschiedet, das strenge Strafen gegen Lebensmittelverschwendung vorsieht.

Jetzt können übermäßige Bestellungen bei Catering-Firmen mit einer Strafe von bis zu 10.000 Yuan, das sind umgerechnet etwa 1.275 Euro geahndet werden. Außerdem darf eine Entsorgungsgebühr für übrig gebliebenes Essen verlangt werden.

Beschämend

Dem Präsidenten Xi Jinping, der selbst unter schwierigen Bedingungen während der Kulturrevolution aufwuchs, ist das Thema ein persönliches Anliegen.

Bereits im August bezeichnete er die Menge der verschwendeten Lebensmittel als schockierend. Verschwendung sei beschämend, Sparsamkeit aber ehrenwert.

Die Behörden starteten daraufhin Programme zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Gar nicht mehr gezeigt werden können zum Beispiel Videos von privaten Gelagen. Damit schießt man sich im Überwachungsstaat jetzt ganz schnell ins Out.

In vielen Restaurants gilt die „N-1“-Regel: Für sechs Gäste dürfen nur höchstens fünf Gerichte bestellt werden. Manche Gaststätten beurteilen ihr Bedienungspersonal schon danach, ob sie es schaffen, den Gästen von zu großen Bestellungen abzuraten. Andere stellen einfach höhere Rechnungen aus, wenn nicht alles aufgegessen wurde. Ein Restaurant erntete einen Shitstorm, weil es Gäste abwog und via App eine Bestellung empfahl.

Aber ob sich alte Traditionen so schnell „von oben“ ändern lassen? Essen ist den Chinesen besonders wichtig.

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