War's das? China veröffentlicht keine Corona-Infektionszahlen mehr

War's das? China veröffentlicht keine Corona-Infektionszahlen mehr
Internationale Experten vermuten mehr als eine Million Neuinfektionen pro Tag und mehr als 5000 Todesfälle.

Von einer Null-Covid-Strategie mit monatelangen Lockdowns wegen einer Handvoll Fälle hin zu einem lockereren Umgang mit der Pandemie? Das geht im autoritär regierten China offenbar schneller als gedacht. Eine mögliche Weichenstellung dafür: Die nationale Gesundheitskommission wird ab sofort von der täglichen Veröffentlichung von Infektions- und Totenzahlen absehen.

Relevante Informationen würden nun vom Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten veröffentlicht und dienten Referenz- und Forschungszwecken, teilte die Kommission am Sonntag mit. Wie häufig dies geschehen soll, blieb offen. Auch Gründe für den Schritt wurden nicht genannt, sie dürften aber mit den kürzlich in den Raum gestellten Lockerungen zusammenhängen. 

Vize-Ministerpräsidentin Su Chunlan hatte zuletzt erklärt, China befinde sich in einer "neuen Phase" der Pandemie.

Die Daten waren zuletzt immer weniger verlässlich geworden. Nachdem Ende November Rekorde bei den Fällen verzeichnet worden waren, hörte die Gesundheitskommission im Dezember auf, asymptomatische Fälle zu melden. Dadurch wurde es schwieriger, die Infektionsfälle zu verfolgen. Zudem wird infolge der Lockerungen deutlich weniger getestet.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat seit den Lockerungen keine Daten zu Krankenhausaufenthalten mehr erhalten. Dies ist laut WHO möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Behörden Schwierigkeiten haben, Fälle zu zählen.

Neue Corona-Welle? 

In China grassiert die Omikron-Variante des Virus, nachdem die Regierung ihre strikte Null-Covid-Politik abrupt aufgegeben und strenge Testbestimmungen und Reisebeschränkungen aufgehoben hat. Zwar begrüßten viele Menschen die Lockerungen - waren dem Einlenken der Regierung doch teils heftige Proteste voraus gegangen. 

Allerdings scheint das Gesundheitssystem nicht ausreichend auf die Infektionswelle vorbereitet zu sein. Berichte von überfüllten Krankenhäusern häufen sich, in Apotheken sollen Medikamentefehlen. Die Situation dürfte sich verschlechtern, wenn im Jänner das chinesische Neujahrsfest gefeiert wird und zahlreiche Menschen zu ihren Familien reisen.

Die chinesische Wirtschaftsmetropole Shanghai rief die Bevölkerung wegen der Ausbreitung des Coronavirus auf, am Weihnachtswochenende auf Reisen zu verzichten und zu Hause zu bleiben.

Gleichwohl hatte die Gesundheitskommission vor ihrem Veröffentlichungsstopp an vier Tagen in Folge landesweit keinen einzigen neuen Todesfall und zuletzt am Samstag 4.128 neue Infektionsfälle mit Symptomen gemeldet. Zudem hat China seine Definition für die Meldung von Todesfällen eingeengt und zählt nur noch durch das Virus verursachte Lungenentzündungen und Atemversagen.

Weltweit sehen dies Gesundheitsexperten kritisch. So teilte das in Großbritannien ansässige Gesundheitsdatenunternehmen Airfinity diese Woche mit, die tatsächliche Zahl der Neuinfektionen liege wahrscheinlich bei mehr als einer Million pro Tag, die der Todesfälle bei mehr als 5000. Dies stehe im "starken Gegensatz" zu den offiziellen Daten.

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