Brückeneinsturz in Genua: Ermittlungen gegen zwölf Personen eingeleitet

Darunter Manager der Autobahngesellschaft und Funktionäre des Infrastrukturministeriums.

Nach einem Brückeneinsturz in Genua mit 43 Todesopfern am 14. August hat die Staatsanwaltschaft von Genua Ermittlungen gegen rund zwölf Personen aufgenommen. Zu ihnen zählen Manager der italienischen Autobahngesellschaft Autostrade per l'Italia sowie hohe Funktionäre des Infrastrukturministeriums, berichteten italienische Medien am Donnerstag.

Von der Staatsanwaltschaft beauftragte Experten prüfen die Korrosion verschiedener Teile der Brücke, vor allem der Seile und des Zements. Der Einsturz der Autobahnbrücke wurde möglicherweise durch den Riss eines Tragseils verursacht. Auch das Verkehrsministerium setzte eine Unfallkommission ein. Augenzeugen berichteten, sie hätten gesehen, wie die Spannseile nachgaben.

Der vierspurige, etwa 1.200 Meter lange Viadukt setzt sich aus drei Einzelbrücken zusammen, von denen eine einstürzte. Die von den Pylonen zum Fahrbahnträger reichenden Stahlseile sind in eine Betonummantelung eingeschlossen. Diese soll vor Korrosion schützen.

Nicht nur der östliche Teil der in Genua eingestürzten Autobahnbrücke, auch der westliche Rumpf befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand. Dies berichtete der Chefermittler von Genua, Francesco Cozzi, aufgrund eines Gutachtens von Fachleuten am Donnerstag.

Am Pfeiler, der den östlichen Rumpf stützt, sei die Korrosion des Materials hochgradig vorangeschritten. Aufgrund der Experteninformationen soll beschlossen werden, ob der westliche Rumpf abgerissen, oder stabilisiert werden soll.

Cozzi erklärte auch, dass die Staatsanwaltschaft noch nicht gegen konkrete Personen ermittle. Italienische Medien hatten am Donnerstag berichtet, dass Ermittlungen gegen rund zwölf Personen aufgenommen worden seien, darunter Manager der Autobahngesellschaft "Autostrade per l'Italia", Betreiberin der Brücke, sowie hohe Funktionäre des Infrastrukturministeriums.

Abriss

Die Überreste der Unglücksbrücke sollen nach Ansicht von Politikern abgerissen werden. "Wir müssen so schnell wie möglich auf den Abriss von all dem, was von der Brücke übrig geblieben ist, abzielen", sagte der Präsident der Region Ligurien und Kommissar für den Wiederaufbau, Giovanni Toti, am Mittwoch.

Die Unternehmerfamilie Benetton, Mehrheitsaktionärin von Autostrade per l'Italia, erklärte sich bereit, die eingestürzte Brücke wieder aufzubauen. Die Brücke selbst gehört zwar dem italienischen Staat, der Autobahnbetreiber muss aber für alle Verpflichtungen aufkommen. Autostrade gehört zum börsennotierten Atlantia-Konzern, hinter dem die Unternehmerfamilie Benetton steht. Nach der Katastrophe ist die Atlantia-Aktie an der Mailänder Börse auf Talfahrt und hat bereits fünf Milliarden Euro Kapitalisierung verloren.

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