Britischer Blutkonserven-Skandal mit 3.000 Toten hätte vertuscht werden sollen

Britischer Blutkonserven-Skandal mit 3.000 Toten hätte vertuscht werden sollen
Im größten Behandlungsskandal des britischen Gesundheitsdiensts NHS hatten in den 1970er- und 1980er-Jahren bis zu 30.000 Menschen kontaminierte Blutprodukte erhalten.

Im Skandal um verunreinigte Blutkonserven hat sich der britische Premierminister Rishi Sunak am Montag offiziell bei Tausenden Betroffenen entschuldigt. "Es tut mir wirklich leid", sagte Sunak vor dem Parlament in London. Die Ergebnisse eines Berichts zu dem Skandal seien "eine Schande für den britischen Staat".

Mehr als 30.000 Menschen wurden mit Viren - etwa HIV oder Hepatitis - infiziert, nachdem sie zwischen 1970 und Anfang der 1990er-Jahre Transfusionen mit verunreinigten Blutkonserven erhalten hatten, wie ein am Montag vorgelegter Untersuchungsbericht aufzeigt. Betroffen waren Patienten, die etwa nach Unfällen oder wegen einer Operation eine Bluttransfusion brauchten oder die wegen Blutarmut mit Blutplasma-Produkten behandelt wurden.

Mit HIV oder Hepatitis C infiziert

Etwa 3.000 Menschen starben dem über 2.500 Seiten langen Bericht zufolge, weitere Todesopfer in den kommenden Jahren sind zu erwarten. Viele Empfänger haben zudem mit lebenslangen Gesundheitsprobleme zu kämpfen.

In Großbritannien ist von der größten Gesundheitskatastrophe in der 80-jährigen Geschichte des staatlichen britischen Gesundheitssystems NHS die Rede. Der Skandal soll jahrelang vertuscht worden sein, viele Opfer hätten vermieden werden können. "Immer wieder hatten Leute in Macht- und Vertrauenspositionen die Möglichkeit, die Übertragung dieser Infektionen zu stoppen, und sie versagten", sagte Regierungschef Sunak. Er versprach, die Opfer zu entschädigen - "egal was es kostet".

Dem Bericht zufolge wurden in manchen Fällen Kinder mit Gerinnungsstörungen als "Forschungsobjekte" angesehen. An einer Schule, in der zwischen 1970 und 1987 insgesamt 122 Schüler mit Bluterkrankheit verseuchte Blutprodukte erhalten hatten, überlebten dem Bericht zufolge bisher nur 30 von ihnen.

Das Untersuchungsteam von Richter Brian Langstaff kam zu dem Schluss, dass viele Fälle, wenn auch nicht alle, hätten vermieden werden können. Regierungen und Verantwortliche im Gesundheitsbereich hätten nicht reagiert, obwohl die Risiken einer Übertragung etwa von Aids seit den frühen 1980er-Jahren bekannt gewesen seien. Blutspender seien nicht ordentlich untersucht und Blutprodukte aus dem Ausland importiert worden. Es gebe zudem Beweise, dass in den 1990er-Jahren durch die Vernichtung von Unterlagen versucht worden sei, den Skandal zu vertuschen.

Die frühere konservative Regierungschefin Theresa May hatte die Untersuchung zu dem Blutskandal 2017 angestoßen.

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