Dank Immobilien-Anzeige: Nazi-Raubkunst in argentinischer Villa entdeckt

Argentina officials recover missing painting stolen by Nazis and seen in real estate photo
Die Tochter eines SS-Offiziers inserierte ihre Villa im argentinischen Mar del Plata. In der Anzeige ist ein Kunstwerk zu sehen, das einem jüdischen Galeristen gestohlen worden war. Nun gab das Ehepaar das Bild zurück.

Fast 80 Jahre lang galt das "Porträt einer Dame" als verschollen. In den 1940er-Jahren befand sich das Werk des italienischen Künstlers Giuseppe Ghislandi im Besitz des jüdischen Kunsthändlers Jacques Goudstikker in Amsterdam. Während der Nazi-Herrschaft in den Niederlanden wurde es dann von den Nationalsozialisten geraubt. 

Die letzte bekannte Information über das Gemälde stammte aus dem Jahr 1946 und erwähnte Friedrich Kadgien, einen hochrangigen SS-Offizier, als Besitzer. Nun wurde es letzte Woche in der argentinischen Stadt Mar del Plata, die 400 Kilometer von Buenos Aires entfernt liegt, entdeckt - dank einer Immobilienanzeige, die Patricia Kadgien, die Tochter von Friedrich Kadgien, geschaltet hatte. 

Kadgien, die rechte Hand von NS-Kriegsverbrecher Hermann Göring, hatte sich in Mar del Plata niedergelassen, nachdem er nach dem Krieg über die Schweiz und Brasilien nach Argentinien geflohen war. Er starb im Jahr 1978.

Bild hing über dem Sofa

Patricia Kadgien hatte ihre Villa in der Küstenstadt zum Verkauf angeboten und Fotos ihres Wohnzimmers auf der Website einer Immobilienagentur veröffentlicht. Über dem Sofa im Wohnzimmer war das "Porträt einer Dame" zu sehen. Journalisten der niederländischen Zeitung Algemeen Dagblad erkannten das Bild und brachten den Fall ins Rollen.

Jedoch: Als die argentinische Polizei in der Villa eintraf, war das Gemälde plötzlich verschwunden. An der Stelle, an der das Werk war, hing nun ein Wandteppich. Auch bei weiteren Hausdurchsuchungen fehlte von dem Kunstwerk, das auf den Immobilien-Fotos noch prominent zu sehen gewesen war, jede Spur.

Dafür entdeckten die Ermittler in einem anderen Kadgien-Haus weitere Werke, die möglicherweise ebenfalls während der NS-Zeit geraubt worden sein könnten. 

Kadgien und ihr Ehemann wurden unter Hausarrest gestellt. Am Mittwoch übergab schließlich ihr Anwalt das Bild den argentinischen Behörden. Gegen das Paar wird wegen "Hehlerei" ermittelt.

Goudstikker starb auf der Flucht

Das "Porträt einer Dame” aus dem Jahr 1710 befindet sich laut dem Kunstexperten  Ariel Bassano in "gutem Zustand”. Sein Wert liege bei umgerechnet 43.000 Euro, zitiert ihn La Capital Mar del Plata.

Die Erben von Jacques Goudstikker erheben Anspruch darauf.  Der jüdische Galerist musste im Mai 1940 zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fliehen und starb bei einem Schiffsunglück auf der Flucht in die USA. Seine Kunstsammlung umfasste mehr als tausend Werke, die während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis geraubt wurden.

Kommentare