16.000 Kilometer: Britischer Forrest Gump lief durch Afrika

16.000 Kilometer: Britischer Forrest Gump lief durch Afrika
Russ Cook durchquerte 16 afrikanische Länder laufend. Er wurde überfallen, entführt und sammelte am Ende rund 700.000 Euro an Spenden.

Rauschebart, Zopf und die Hände nach oben gereckt: Der Brite Russ Cook hat nach 352 Tagen sein Ziel erreicht. In fast einem Jahr legte der 27-Jährige mehr als 16.000 Kilometer zurück. Cook lief von Süden nach Norden 16 Staaten des afrikanischen Kontinents ab.

Am Sonntag, 7. April 2024, wurde er in traumhafter Kulisse an Tunesiens nördlichsten Punkt - Ras Angela - empfangen. Dutzende Einheimische, Journalisten und seine Familie drängten sich um den Ausdauerläufer, der es selber gar nicht fassen konnte. Nach eigenen Angaben überlebte Cook eine Lebensmittelvergiftung, einen Raubüberfall, eine Entführung und trotzte Visaproblemen. 

Was hat ihn zu dieser unglaublichen Leistung bewogen? 

Ein Vollrausch sollte das Leben des Briten verändern, berichtete die NZZ. Im Brightoner Nachtleben hatte Cook mal wieder einen über den Durst getrunken. Damals war der Läufer 20 Jahre alt und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Am Wochenende klapperte er gerne Pubs ab, trank und verzockte sein Geld in Kasinos.

Aber jene Partynacht vor sechs Jahren endete ganz anders. Um 3 Uhr morgens wankte Cook aus einer Bar und lief einfach los - bis nach Hause. Er legte fast 20 Kilometer zurück und schlief zwischendurch am Straßenrand, erzählte er der CNN.
16.000 Kilometer: Britischer Forrest Gump lief durch Afrika

Laufen steckt an.

Von Istanbul nach London

Das war der Startschuss für Cooks neue Leidenschaft. Er war selber verblüfft, wie gut ihm die Bewegung tat und setzte sich neue Laufziele, die ihn selbstbewusster machten. Dann ließ das Trinken, sparte Geld und verband schließlich das Laufen mit einer neuen Herausforderung: dem Reisen. Und die Strecken wurden immer länger - und verrückter. 

2019 läuft Cook von Istanbul nach London, verzehrt während eines anderen Marathons Burger von McDonalds, legt fast 45.000 Kilometer auf Krücken zurück und zieht einmal ein Auto hinter sich her. Mit der Kamera dokumentiert er seine Abenteuer und teilt sie auf den sozialen Medien. Millionen Menschen verfolgen die Aktionen.

"Ich fühle mich recht müde"

Nun ist das bisher größte Projekt abgeschlossen: 19 Millionen Schritte legte Cook beim "Project Africa" zurück. Und sammelte dabei über 600.000 Pfund (etwa 700.000 Euro) Spenden für zwei Wohltätigkeitsorganisationen ("Running Charity" und "Sandblast"). 

Auf seiner letzten Etappe begleiteten andere Läufer den 27-Jährigen - Szenen, die an Tom Hanks als Forrest Gump in der gleichnamigen Tragikomödie aus 1994 erinnern. An der Ziellinie in traumhafter Landschaft wird Cook von jubelnden Freunden und Unterstützern empfangen. Einige reisten extra für Cooks Ankunft nach Tunesien. 

"Ich fühle mich recht müde", sagte der Ausdauerläufer dem britischen TV-Sender Sky News. In einem Hotel in der Stadt Bizerte sollte der Erfolg mit einer großen Party und dem Auftritt einer britischen Punkband gefeiert werden.

"Mission erfüllt" 

Vergangene Woche beschrieb er das vergangene Jahr als das härteste seines Lebens. In jedem besuchten Land habe er "unglaubliche Menschen" getroffen, die ihn mit Liebe und Güte willkommen geheißen haben. Am 22. April 2023 war der Mann aus der südenglischen Grafschaft West Sussex am südlichsten Punkt von Südafrika losgelaufen. 

Er sei der erste Mensch, der die gesamte Länge von Afrika abgelaufen ist, wie er selbst angab. "Mission erfüllt", schrieb Cook auf der Plattform X (früher Twitter).

Oder war er doch nicht der Erste?

Die World Runners Association (WRA), ein Zusammenschluss von Ultra-Ausdauerläufern, widersprach Cooks Darstellung. Sie erkenne den Dänen Jesper Kenn Olsen als ersten Menschen an, der Afrika durchquert habe, sagte WRA-Präsident Phil Essam der britischen Zeitung Telegraph. Olsen war 2010 vom ägyptischen Taba bis zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika gelaufen. 

Die Strecke von Cook, der nicht den direkten Weg genommen hatte, sei zwar 3.400 Kilometer länger gewesen, räumte Essam ein. Allerdings zähle für den Rekord nicht, ob der Weg weiter gewesen sei.

"Wir sollten uns an die Fakten halten", sagte WRA-Mitglied Marie Leautey. "Wir haben kein Problem anzuerkennen, dass er als Erster vom südlichsten zum nördlichen Punkt gelaufen ist." Man wolle Cooks Leistung nicht schmälern. Aber es sei falsch zu sagen, dass der Brite als erster Mensch die gesamte Länge von Afrika zurückgelegt habe.

16.000 Kilometer: Britischer Forrest Gump lief durch Afrika

Vorbei an einer traumhaften Kulisse. 

Ausgeraubt, Blut im Urin und Lebensmittelvergiftung

Cook hatte auf seinem Weg mit etlichen Strapazen zu kämpfen. In Namibia erlitt er nach eigenen Angaben eine Lebensmittelvergiftung. Zwei Wochen später musste er tagelang aussetzen, weil er Blut im Urin hatte. In Angola wurde Cook mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt. In der Demokratischen Republik Kongo bedrohten Dorfbewohner ihn mit einer Machete, als er sich verirrte und verschleppten ihn in den Dschungel. 

Gegen Ende der Tour drohte Cooks Abenteuer an Visaproblemen zu scheitern, weil die Grenzregion von Mauretanien und Algerien als zu gefährlich gilt. Zwei britische Abgeordneter übten öffentlichen Druck aus und schließlich half die algerische Botschaft in London nach.

Inspiration für andere Menschen

Ohne Zweifel sei dies die schwierigste Herausforderung seines Lebens gewesen, schrieb Cook am vergangenen Dienstag bei X (früher Twitter). Und gleichzeitig eine "gewaltige Ehre".  Er sei den Menschen in Afrika unheimlich dankbar: "Wir haben unglaubliche Menschen in jedem einzelnen Land getroffen, die uns mit Liebe und Güte begrüßt haben."

Mit seinem Lauf wolle er andere Menschen dazu inspirieren, "ihren Träumen ein bisschen mehr zu folgen", hatte der aus Worthing in Südengland stammende Cook zu Beginn seines Projekts erklärt. "Ich bin ein ganz normaler Kerl, und wenn ich das kann, dann können die Leute das hoffentlich auch auf ihr eigenes Leben anwenden, wie auch immer sie wollen."

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