Lawinenabgang in Tirol: Zahl der Todesopfer auf 3 gestiegen

Lawinenabgang in Tirol: Zahl der Todesopfer auf 3 gestiegen
Bei einem Lawinenabgang in Sölden wurden mehrere Personen verschüttet. Vier Menschen konnten inzwischen geborgen werden, drei Personen starben.

17 Skitourengeher aus Holland sind am Donnerstagvormittag, begleitet von 4 einheimischen Bergführern, im Bereich des Venter Niedertals auf dem Weg zur Martin-Busch-Hütte im Gemeindegebiet von Sölden im Ötztal unterwegs. Bei der Tour handle es sich um "einen Klassiker, speziell um diese Jahreszeit", wird Bürgermeister Ernst Schöpf später sagen.

Bei den toten Männern im Alter von 60, 35 und 33 Jahren handelte es sich um Skitourengeher aus den Niederlanden. Eine weitere Person, ein 32-jähriger Niederländer, wurde leicht verletzt, wie am Donnerstagabend bekanntgegeben wurde.

Zunächst war von 18 Verschütteten die Rede

Gegen elf Uhr löst sich auf der Route eine 180 Meter lange und 80 Meter breite Lawine. Als die Rettungskräfte alarmiert werden, ist zunächst von bis zu 18 Verschütteten die Rede - eine Katastropheszenario. Ein Großeinsatz rollt an. Fünf Notarzthubschrauber fliegen an, ein Hubschrauber des Bundesheeres sowie ein Fluggerät aus Südtirol alarmiert und in Bereitschaft gesetzt. 

Alle Bergrettungs-Ortsstellen des Ötztales rücken aus, sämtliche Lawinensuchhunde aus dem Oberland werden ins Ötztal gebracht, alle Krankenhäuser vorinformiert. Bei einer derartigen Ausgangslage "schaut das im ersten Moment natürlich nach einem schlimmen Einsatz aus", sagt Franz Josef Fiegl von der Bergrettung Sölden am Donnerstagnachmittag.

3 Tote, einer Verletzter

Zu diesem Zeitpunkt steht fest: Die schlimmsten Befürchtungen sind zwar nicht wahr geworden. Nur vier der Holländer wurden von den Schneemassen verschüttet, drei von ihnen können nur noch tot geborgen werden, einer kommt mit leichten Verletzungen davon und wird ins Krankenhaus nach Zams geflogen.

Für die Retter war der Einsatz äußerst heikel. "Es war massiv lawinengefährlich, wir konnten teilweise nur vom Hubschrauber-Tau aus arbeiten", erzählt Fiegl. Dass in diesem Gebiet an diesem schönen Donnerstag Menschen unterwegs waren, ist für ihn keine Überraschung.  "Das ist eine wunderschöne Tour und eine sehr beliebte Route." 

Für drei Wintersportler wurde diese Route zu einer Todesfalle. Bilder von der Unglücksstelle lassen es erahnen. "Der gesamte Weg zur Martin-Busch-Hütte geht entlang von extrem steilen Osthängen. Das ist bekannt gefährlich für jegliche Art von Lawinen", sagt Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol, der die Tour kennt.

Vor Szenario gewarnt

Nach einer ersten Analyse des Unglücks steht für den Experten fest. "Es hat sich um eine nasse Lockerschneelawine gehandelt, die weiteren Schnee mitgerissen hat." Solche Lawinen lösen sich spontan von selbst aus. Es genügt ein Impuls und in der Schneedecke entsteht ein Dominoeffekt. 

Genau vor solchen Lawinen habe man am Donnerstag explizit gewarnt. "Es war klar, dass es zahlreiche Lockerschneelawinen geben wird. Und so war es dann auch."  

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Die Unglücksstelle

Die weiteren Ermittlungen werden zeigen, ob die Tourengruppe ein zu hohes Risiko gegangen ist. Das könnte letztlich auch für die vier Bergführer, welche die Holländer begleitet haben, strafrechtliche Konsequenzen haben. Sie blieben unversehrt. 

Die Lawinengefahr wurde als "mäßig" beurteilt

Am Donnerstag herrschte auf Tirols Bergen indes die relativ niedrige Lawinenwarnstufe zwei auf der fünfteiligen Skala. Damit wurde die Lawinengefahr als "mäßig" beurteilt. Dennoch warnten die Experten vor spontanen Locker- und Gleitschneelawinen. Die Gefahr vor Lockerschneelawinen würde mit den im Tagesverlauf ansteigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung zunehmen, besonders im extremen Steilgelände. 

"Nebst der Verschüttungsgefahr sollte vor allem die Mitreiß- und Absturzgefahr beachtet werden", hieß es. Selbiges galt für Gleitschneelawinen, die an steilen Grashängen auch vereinzelt groß sein können.

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Lawine wurde nicht unmittelbar von den Wanderern ausgelöst

Erst am Dienstag wurde einer sechsköpfigen Wandergruppe am Bärenkopf am Achensee (Bezirk Schwaz) eine Gleitschneelawine zum Verhängnis. Ein 19-jähriger Deutscher wurde von den Schneemassen fast 300 Meter mitgerissen, verschüttet und getötet. 

Seine Kameradinnen und Kameraden überlebten den Unfall. 

Laut einer Analyse des Lawinenwarndienstes wurde die Lawine nicht unmittelbar von den Wanderern ausgelöst, da sich diese spontan gelöst habe. Es wurde jedoch davor gewarnt, dass Lawinen, die in der Höhe brechen, bis ins Grüne vorstoßen können.

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