Christopher Drexler: Der langjährige "Kronprinz"
Sieht man vom Sozialdemokraten Reinhard Machold ab, der direkt nach dem Zweiten Weltkrieg nur wenige Monate Landeshauptmann war, geht Christopher Drexler als jener Landeshauptmann in die steirische Geschichte ein, der am kürzesten im Amt war.
Er wurde erst im Juli 2022 Nachfolger Hermann Schützenhöfers als ÖVP-Landesparteiobmann und Landeshauptmann.
Bei den Landtagswahlen am 24. November rückte Drexler erstmals als Spitzenkandidat in die erste Reihe auf, war aber von Beginn an begleitet von schlechten Umfragewerten für die ÖVP.
Zweikampf mit der FPÖ
Als die FPÖ bei den Nationalratswahlen im September die Steiermark blau färbte, rief Drexler zum Zweikampf mit deren Landesparteiobmann, Mario Kunasek, aus.
Den verlor er haushoch: Die FPÖ verdoppelte ihre Stimmen, die ÖVP musste ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei Landtagswahlen in der Steiermark verdauen.
Der vierfache Vater - die Kinder stammen aus seinen beiden früheren Ehen - wurde jahrelang bereits als "Kronprinz" der Steirer-VP gehandelt. Zur Halbzeit der vergangenen Legislaturperiode war es dann soweit: Hermann Schützenhöfer übergab an den Nachfolger und lobte diesen als Strategen mit besten Verbindungen nach Wien.
Er merkte aber gleichzeitig an, dass man an Drexlers Beliebtheitswerten noch arbeiten müsse. "Ein Landeshauptmann fällt nicht vom Himmel", sinnierte Schützenhöfer damals.
Christopher Drexler (*1971), vier Kinder, verheiratet mit Iris Drexler. Die Familie lebt seit Juli 2020 in Passail in der Oststeiermark.
Drexler studierte 1989 bis 1995 Rechtswissenschaften und wurde bereits 1991 Landesobmann der Jungen ÖVP.
2003 bis 2014 Obmann des Landtagsklubs der steirischen Volkspartei, ab 2014 Landesrat aufstieg, seit Juli 2022 Landeshauptmann
Drexlers politisches Leben verlief ohne Abweichungen und typisch für ÖVP-Führungspersonal: Landesobmann der Jungen ÖVP, Fraktionschef des ÖAAB in der Arbeiterkammer, ab 2000 Mandat im Landtag, seit 2014 sitzt er mit wechselnden Agenden – Wissenschaft, Gesundheit, Personal, Kultur, Sport – in der Landesregierung, im Juli 2022 wurde er zum Landeshauptmann gewählt.
Wortgewaltig und scharfzüngig
Seine Karriere war geprägt von Scharfzüngigkeit und Wortwitz, parteiinterne Kritiker murrten manchmal hinter vorgehaltener Hand, dass Drexler damit "zu arrogant" wirke.
Zuweilen war er der eigenen Partei auch zu progressiv, wenn er laut über Ehe für gleichgeschlechtliche Paare nachdachte. Als Landeshauptmann und wohl auch als Reaktion auf die Gefahr, Stimmen an den rechten Rand zu verlieren, verwässerte Drexler seine liberale Haltung: Er forderte unter anderem mehr Restriktion bei Einbürgerung und Zuwanderung – das hätte auch von der FPÖ stammen können.
Er habe im Fall des Verlusts des LH-Sessels keinen "Plan B", ließ Drexler noch im Sommer vor den wahlen wissen. Den Landeshauptmannstellvertreter zu machen, könne er sich nicht vorstellen.
Doch bis zuletzt schien nach den Wahlen es so, als wolle er nach den Verhandlungen mit der FPÖ auch das Amt des Vizelandeshauptmannes übernehmen.
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