Test in der Steiermark: Helikopter-Pilotprojekt für Nachteinsätze

ÖAMTC-Hubschrauber
Flugrettung testet Rettungswinde am Notarzthubschrauber C14 in einem Pilotprojekt. Dieses System ermöglicht nächtliche Bergungen.
  • Die ÖAMTC-Flugrettung testet eine Rettungswinde am Notarzthubschrauber Christophorus 14 in einem Pilotprojekt in der Obersteiermark. Dieses System ermöglicht nächtliche Bergungen und ergänzt das bestehende Taubergungskonzept. Der Hubschrauber ist 24 Stunden mit einer Vier-Personen-Crew einsatzbereit.
  • Die Crew besteht aus Pilot, Notarzt, Flugretter und einem Bergespezialisten, was Einsätze ohne Verzögerung ermöglicht. Intensive Vorbereitung der Teams auf den Betrieb der Rettungswinde erfolgte in den Wochen vor dem Start. Partnerorganisationen unterstützen bei der Erhebung einsatzrelevanter Daten.
  • Eine flächendeckende Umstellung auf Winden ist nicht geplant. Die Flotte bleibt bei der Kombination von Taubergung tagsüber und Winden bei Bedarf. Die steirischen Hubschrauber flogen 2024 insgesamt 3.856 Einsätze, vor allem aufgrund internistischer und neurologischer Notfälle.

Die ÖAMTC-Flugrettung erprobt ein neues System zur Bergung von verunglückten Personen: In einem ein Jahr ab Juli laufenden Pilotprojekt wird eine Rettungswinde am Notarzthubschrauber Christophorus 14 im obersteirischen Niederöblarn eingesetzt.

Dies ist eine Ergänzung zum bestehenden Taubergungskonzept. Die Taubergung darf allerdings in der Nacht nicht eingesetzt werden, die Winde hingegen schon. Damit sei der Rettungsheli mit einer Vier-Personen-Crew 24 Stunden einsatzbereit.

Mit der Rettungswinde für nächtliche Bergeeinsätze "ergänzen wir die notfallmedizinische Versorgung im alpinen Raum. Insbesondere in der Nacht ist dies ein wichtiger Schritt in Hinblick auf unseren Anspruch, Menschen in Not noch schneller und sicherer helfen zu können", sagte Marco Trefanitz, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, am Freitag am Stützpunkt in Niederöblarn (Bezirk Liezen). Die Umsetzung erfolge in enger Abstimmung mit der Bergrettung, den Leitstellen sowie regionalen Einsatzorganisationen.

"Gewinnen wertvolle Minuten"

Ein zentraler Bestandteil ist die fixe vierköpfige Crew am Stützpunkt: Neben Pilot, Notarzt und Flugretter steht ab sofort rund um die Uhr auch ein speziell ausgebildeter Bergespezialist zur Verfügung. Dadurch ist Christophorus 14 an sieben Tagen der Woche Tag und Nacht für Einsätze mit der Winde bereit - ohne zusätzliche Alarmierung oder Zeitverzögerung. "Auf diese Weise gewinnen wir wertvolle Minuten, die im Ernstfall entscheidend sein können", sagte Trefanitz.

In den vergangenen Wochen haben sich die Teams in Niederöblarn intensiv auf den Start des Pilotprojekts vorbereitet. Der Windenbetrieb wurde dabei umfassend trainiert - bei Tag und Nacht, in unterschiedlichen Szenarien und unter realistischen Bedingungen. Alle Crewmitglieder müssen mit dem neuen System vertraut sein.

Wer mit an Bord ist

Parallel zu den Trainings wurden einsatzrelevante Leistungsdaten erhoben, etwa zur Flugcharakteristik der Airbus Helicopters H135 in großer Höhe, zu Temperatur- und Windverhältnissen sowie zu möglichen Auswirkungen des zusätzlichen Crewmitglieds auf Einsatzprofil und Reichweite. Dabei halfen auch Partnerorganisationen, wie etwa die mit Windenoperationen in großen Höhen vertrauten Spezialisten von Aiut Alpin aus Südtirol oder die ADAC-Luftrettung. Letztere stellt sowohl eine Winde für den Testzeitraum als auch technische Unterstützung zur Verfügung.

Die bewährten Taubergungen, die die ÖAMTC-Crews tagsüber durchführen, sind aufgrund der aktuellen Regularien nicht möglich. "Nach Ablauf des ersten Jahres werden wir das Projekt jedenfalls umfassend evaluieren - unter anderem in Hinblick auf Einsatznutzen, Wirtschaftlichkeit und Systemtauglichkeit im Regelbetrieb", sagte Trefanitz.

Kombination zweier Systeme 

Eine flächendeckende Umstellung der Flotte auf Winde ist nicht vorgesehen. Vielmehr wird die ÖAMTC-Flugrettung künftig auf eine Kombination beider Systeme setzen: Die Rettungswinde kommt dann zum Einsatz, wenn sie aus einsatztaktischen Gründen sinnvoll und notwendig ist - etwa bei Nacht. An allen anderen alpinen Stützpunkten bleibt die Taubergung weiterhin das Mittel der Wahl.

Die drei steirischen ÖAMTC-Notarzthubschrauber in Graz (C12), St. Michael (C17) und Niederöblarn (C14) haben 2024 exakt 3.856 Einsätze geflogen. Die Crews hoben im Schnitt zehnmal pro Tag zu lebensrettenden Missionen ab. 2023 waren es noch 3.684 Einsätze.

Wann Einsätze nötig waren

Der Großteil der Rettungsflüge wurde dabei in der Steiermark absolviert, ab und an auch in benachbarten Bundesländern. Fast die Hälfte aller Einsätze (1.723) gab es wegen internistischer und neurologischer Notfälle, darunter akute Herzerkrankungen oder Schlaganfälle. In rund 670 Fällen wurde ein ÖAMTC-Notarzthubschrauber zu Unfällen gerufen, die sich bei der Arbeit, in der Schule, in der Freizeit oder im häuslichen Umfeld ereignet haben. Knapp 270 Einsätze erfolgten nach Verkehrsunfällen. Außerdem wurden über 150 Taubergungen aus schwierigem Gelände durchgeführt.

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