Auto kracht in Pizzeria, Lenker vor Gericht: "Ich bin kein Terrorist"
An diesem regnerischen Sonntagabend saßen noch einige Gäste in der Pizzeria in Mittersill in Salzburg, um das Wochenende entspannt ausklingen zu lassen. Doch es sollte anders kommen. Ganz anders.
Denn gegen 22 Uhr endete der Abend mit einem lauten Krach, berstenden Scheiben und acht Verletzten, drei davon schwer. Ein Auto war in die Pizzeria gekracht und ist erst mitten im Lokal zum Stehen gekommen.
"Das war eine Katastrophe", erinnert sich der Besitzer der Pizzeria "Da Gabriele" kurz vor Prozessbeginn. Er selbst war an dem Tag nicht da, begleitet heute seinen Kellner zum Landesgericht Salzburg, der als Zeuge aussagen wird. "Wir wollen nur, dass das vorbei ist", sagen die beiden.
Der Schrecken, den alleine die Erinnerung an die Nacht bei ihnen wieder auslöst, ist ihnen ins Gesicht geschrieben. "Zum Glück ist an dem Tag niemand auf der Terrasse gesessen", sagen sie.
Aber auch trotz leerer Terrasse hatte der Unfall verheerende Folgen. Neben teils sehr schwer verletzten Personen musste das Rote Kreuz mit einem Kriseninterventionsteam auch die zahlreichen geschockten Zeugen versorgen und betreuen, die den Unfall am Mittersiller Stadtplatz mitansehen mussten.
Der Lenker, der auf der regennassen Fahrbahn die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat, steht heute in Salzburg vor Gericht. Der 37-Jährige nimmt nicht Platz - er kann nicht sitzen, und lässt die Frage im Stehen über sich ergehen. Ohne Verteidiger übrigens.
Zehn Vorstrafen
Der arbeitslose Mann, der schon zehn Vorstrafen aufweist, bekennt sich schuldig. "Es hat stark geregnet, ich hab am Handy noch geschaut, war zu schnell und übermüdet", gesteht er.
Dann sei er wohl eingeschlafen. Er gibt auch zu, am Tag zuvor Suchtgift – Speed oder Amphetamine - konsumiert zu haben. Das hat auch ein Gutachten bestätigt.
Der Privatbeteiligtenvertreter will sich damit nicht abfinden. Seinen Mandantinnen - einer Frau wurde der Fuß fast abgetrennt, eine andere erlitt einen Bruch der Halswirbelsäule - geht die Anklage zu wenig weit.
Er fordert ein Kfz-Gutachten, das belegt, dass der Mann bewusst in das Lokal und auf die Gäste zugelenkt habe. "Anders lässt sich die Endposition des Autos nicht erklären", ist er überzeugt.
Opfervertreter sieht "Vorsatzdelikt"
Ein bewusstes Einlenken habe der Zeuge, der direkt hinter dem Mann gefahren ist, nicht gesehen. Aber er sagt, dass "der Lenker im Inneren noch nach links gelenkt haben muss".
Für den Anwalt ist klar, dass es sich um einen Vorsatz gehandelt haben könnte. Die Richterin weist den Antrag ab. Der Angeklagte betont: „Ich bin kein Terrorist, ich wollte niemanden verletzen. Ich wurde wach, als ich in der Pizzeria gestanden bin. Ich war völlig geschockt.“ Bei den verletzten Zeugen, die mittlerweile ohne Einvernahme in den Saal kommen konnten, entschuldigt sich der Mann.
Zehn Monate bedingt, 1.200 Euro
Die Richterin verurteilt den Mann wegen fahrlässiger Körperverletzung zu zehn Monaten bedingt und zu einer unbedingten Geldstrafe von 1.200 Euro.
Wenn er diese bezahlt, braucht er nicht in Haft. Wenn nicht, muss er fünf Monate ins Gefängnis. Er nimmt das Urteil an, Staatsanwalt und Privatbeteiligtenvertreter geben keine Erklärung ab, das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Das Gericht anerkennt dann auch die Teilschmerzensgeldansprüche der Verletzten - insgesamt 27.000 Euro, zwei Mal 10.000, einmal 5.000 und zwei Mal 1.000 Euro. Die schwer verletzten Frauen können das Urteil dennoch nicht fassen. Mit Tränen der Verzweiflung in den Augen und die Köpfe verständnislos schüttelnd verlassen sie nach der Urteilsverkündung den Gerichtssaal.
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