In dieser „Welt von gestern“, dem „Paschinger Schlössl“, richtet sich Wolfgang Porsche, 81-jähriger Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche, mit herrlichem Blick über die Stadt häuslich ein. Er hat das Haus 2020 erworben.
Ein Ankauf von Stadt und Land gemeinsam ist damals gescheitert. Und zwar daran, dass die Eigentümer um rund 1,5 Millionen Euro mehr Geld haben wollten, als ein Gutachten als Wert errechnet habe, erinnert sich der frühere Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP).
Es war wohl keine Sternstunde für Salzburg, dass dieses ob des von den Nazis vertriebenen Vorbesitzers so bedeutende Bauwerk nicht für die Öffentlichkeit gesichert werden konnte.
Am Kapuzinerberg herrscht jedenfalls geschäftiges Treiben, ein Traktor bringt Beton nach oben, das Haus ist eingerüstet, Bauarbeiter erledigen ihr Handwerk. Bald wohl auch im Berg.
Denn Wolfgang Porsche hat beantragt, dass er über einen Tunnel hinter der Parkgarage Linzer Gasse eine noch zu errichtende Parkbucht im Berg unterhalb seiner Villa errichten darf.
Mehrere hundert Meter soll der Tunnel lang sein. Eine Variante mit einem Aufzug von der Garage aus ist am Einspruch von Nachbarn gescheitert.
„Neiddebatte“
Jetzt muss sich allerdings das Salzburger Kontrollamt mit dem Bau des Tunnels beschäftigen. Denn der frühere Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) hat nach der Gemeinderatswahl im Vorjahr noch eine wichtige Voraussetzungen für den Bau des Tunnels sozusagen in den Berg geschlagen.
Ein Servitut, das Porsche die Zufahrt über öffentliches Gut bis zu jenem Bereich ermöglicht, der laut „Kellerrecht“ ihm wieder selbst gehört. 40.000 Euro musste er dafür bezahlen.
Gutachten vorgelegt
Dass jetzt deshalb die Wogen hochgehen, führt Preuner auf eine „Neiddebatte“ zurück: „Porsche ist ein Feindbild für die Grünen.“
Die Kritik sei „beschämend für die Familie“. Bis zu einer Wertgrenze von 150.000 Euro sei das Sache des Grundamtes gewesen, verteidigt er den Schritt und verweist auf ein Gutachten, das den Preis für angemessen erachtet.
Kritik von neuer Stadtführung
Anna Schiester, Planungsstadträtin von den Grünen, hat bisher nichts von dieser Dienstbarkeit gewusst, auch SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger war nicht informiert.
Für Schiester ist klar, dass über die Zusage und die Höhe der Abschlagszahlung zu reden sei. Auinger geht davon aus, dass rechtlich alles sauber abgewickelt wurde, meint aber, die Öffentlichkeit zu informieren wäre klug gewesen.
Und Porsche müsse mit sich ausmachen, ob das in Zeiten wie diesen in der geplanten Form „moralisch vertretbar“ sei. Den Vertrag nachzuverhandeln sei aus Sicht der SPÖ aktuell keine Überlegung, man warte auf die Prüfung durch das Kontrollamt und die daraus resultierenden Empfehlungen.
In der Bevölkerung ist die Stimmung unterschiedlich.
Zwei ältere Damen diskutieren angeregt, als sie am Mittwoch die steile Straße auf den Kapuzinerberg hinauf spazieren.
"Baut sich Tunnel durch den ganzen Berg"
„Es ist nicht korrekt, dass er das so machen darf“, haben sie sich längst ihre Meinung gebildet. Er, das ist Wolfgang Porsche, Chef des gleichnamigen Unternehmens.
„Wir verstehen die Welt nicht mehr“, klagen die beiden Frauen, „erst hat es geheißen, er bekommt einen Aufzug, jetzt baut er sich einen Tunnel durch den ganzen Hausberg.“
Auch die Abschlagszahlung von 40.000 Euro finden sie viel zu gering. Am Stefan-Zweig-Platz stellt ein Mann klar: „Sind wir doch froh, dass jemand das Haus renoviert.“
Mit der Renovierung haben die Anrainer aktuell so ihre liebe Not. Doris Rüggeberg wohnt unterhalb der Zweig-Villa, direkt über dem Felixtor.
Mehr Rücksicht gefordert
„Seit drei Jahren geht das mit der Baustelle schon“, ärgert sie sich und kann nicht verstehen, „dass so ein reicher Mensch keine Rücksicht auf die Menschen nimmt, die hier leben.“
Dass alle sieben Minuten ein Baufahrzeug auf und ab fährt, sei massiv belastend. Mehr Info für die Anrainer würde sie sich wünschen.
Dass Porsche künftig über einen Tunnel zufahren wird, und nicht über die enge, steile Straße, ist für sie und die Anrainer „schon in Ordnung, wenn er mit seinen Autos nicht hier fährt“.
Kommentare