Zu wenige Laienrichter aufgetaucht: Mordprozess in Graz geplatzt

Zwei Männer müssen sich vor Gericht verantworten
Von 20 geladenen Geschworenen kamen nur sechs, acht werden mindestens benötigt.

Ein Prozess wegen versuchten Mordes hat am Freitag im Grazer Straflandesgericht nicht stattfinden können - es ließen sich einfach nicht genug Laienrichter auftreiben. Acht Geschworene werden mindestens benötigt, der Richter hatte vorsichtshalber 20 geladen. Doch es kamen nur sechs, die willig waren, Recht zu sprechen. Nachdem der Richter zwei Stunden versucht hatte, doch noch eine vollständige Besetzung aufzutreiben, brach er die Bemühungen ab und verschob auf 17. Dezember.

Die Angeklagte wurde pünktlich vorgeführt, sie sollte sich eigentlich wegen versuchten Mordes an ihrem Landsmann verantworten. Auch der Staatsanwalt, der Anwalt des Opfers und zwei Sachverständige waren pünktlich. Gähnende Leere herrschte dagegen auf der Geschworenenbank. Sechs Personen waren erschienen, fünf hatten sich entschuldigt, neun waren ohne jede Erklärung ferngeblieben. Richter Andreas Lenz suchte im Foyer, ob vielleicht noch irgendwo jemand herumirrte und bat um Geduld. "Mir ist es egal, ich werde immer gleich bezahlt", nahm Staatsanwalt Daniel Weinberger die Warterei gelassen hin.

Verhandlung um eine Woche verschoben

Um 10.00 Uhr verkündete der Richter, er habe jetzt die Polizei ausgeschickt, um ein paar der Geladenen zu holen. Kurz nach 11.00 Uhr kam der Senat wieder in den Saal: "Wir haben jetzt eine Stunde gebraucht." - "Eine Stunde zehn", bemerkte die beisitzende Richterin. Die ordnungsgemäß erschienenen sechs Geschworenen wurden auf ihre Plätze verteilt. Dann verkündete der Richter, die Polizei habe erklärt, "es ist nicht möglich gewesen, weitere Geschworene stellig zu machen".

Bei den neun unentschuldigten Laienrichtern wird nun geprüft, warum sie nicht erschienen sind. Verhängt werden kann eine Ordnungsstrafe bis zu 1.000 Euro. Als neuen Termin nannte der Richter den 17. Dezember "und es werden weitere Geschworene kommen, das garantiere ich". Damit war Schluss: "Die Verhandlung wurde nicht eröffnet, daher wird sie auch nicht vertagt", betonte der Vorsitzende.

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