„Zack die Bohne“: Tempeh soll österreichische Küchen erobern

Hannes Weichhart produziert sein Tempeh im renovierten Schweinestall seiner Eltern.
Von Astrid Mörk
Vor fünf Jahren produzierte Hannes Weichhart das erste Tempeh – und das im Brutschrank seiner Schwiegermutter. Die Idee zur Tempehherstellung kam ihm aus Zufall in einem Reformladen, als er versucht hat seinen Fleischkonsum zu reduzieren. Seine Experimente überzeugen: Bei einem Grillabend bei Freunden nimmt er ein wenig mit und mariniert das Sojaprodukt: „Ich habe es eigentlich nur für mich zum Testen dabeigehabt. Am Ende habe ich nur noch ein kleines Stück abbekommen“, schildert er und lacht.
Seit August 2022 ist der St. Pöltner mit seinem Unternehmen „Zack die Bohne“ selbstständig und produziert Tempeh als einer der Ersten in Niederösterreich – und dafür braucht er nur Sojabohnen, Apfelessig und Starterkulturen. Mit seinen Partnern Stefan und Heidi Zanini und rund 200.000 Euro renovierte er den Schweinestall seiner Eltern und baute ihn zur Tempehfabrik um.

Ob süß oder salzig: Tempeh ist in vielen Gerichten einsetzbar.
Regionalität ist dem Produzenten wichtig
Regionalität ist dem jungen Unternehmer wichtig, das verwendete Soja bezieht er aus der Sojamühle in St. Pölten. Das geschälte Soja wird eingeweicht, gekocht, ausgekühlt, mit Apfelessig und Starterkulturen vermengt und reift dann 35 bis 40 Stunden.
Was nach einem ausgereiften Rezept klingt, war in der Umsetzung nicht so einfach, vor allem der Einstieg in die Lebensmittelindustrie forderte den Niederösterreicher: „Ich bin froh, dass in Österreich alles so geregelt ist, aber es macht es nicht einfach. Man braucht viel Durchhaltevermögen.“ Das Durchhaltevermögen hat er, denn seine Produkte werden heute vor allem in Gastronomiebetrieben und Gemeinschaftsverpflegungen – sein größter Kunde ist das Burgerlokal „Le Burger“, wo das Tempeh in allen 18 Standorten fixer Bestandteil der Speisekarte ist.
Noch nicht im Bewusstsein verankert
Doch so ganz ist das Grundnahrungsmittel aus Indonesien noch nicht im Bewusstsein der Menschen verankert. Auch das will der junge Unternehmer ändern: mit Workshops zum Tempeh-Kennenlernen. Teilweise stellt er das Produkt auch Jungköchen zur Verfügung, damit diese möglichst früh mit dem Produkt in Berührung kommen.
Sein Ziel ist, Tempeh als Grundnahrungsmittel in Österreich zu etablieren. Denn auch in Indonesien wird Tempeh nicht als Alternative zum Fleisch geführt, sondern als Hauptkomponente. Der Gründer von „Zack die Bohne“ sieht darin die Zukunft: Das Sojaprodukt ist arm an Kalorien, enthält aber viele Proteine und gesunde Fette, die lange satt machen. „Es geht nicht darum, dass es ein veganes Produkt ist, sondern darum, dass es guttut“, betont Weichhart.
Zubereitung vielfältig
Einen Erfolg konnte der Unternehmer bereits verbuchen: in den Ernährungsempfehlungen ist Tempeh bereits erstmalig namentlich erwähnt. „Das ist ein erster Erfolg, doch es dauert, bis das Produkt wirklich in den Köpfen ankommt. In fünf Jahren werden viele Tempeh kennen“, ist sich Weichhart sicher. Kaufen kann man das Produkt nur im Regionalladen „Das Dirndl“, den man in St. Pölten, in St. Georgen am Steinfelde sowie im Wienerwald findet. Neben dem gewürfelten Tempeh findet man dort auch Knödel und Laibchen. Und wer jetzt denkt, Tempeh kann man nur pikant essen, der liegt falsch: Weichhart empfiehlt es angebraten mit Zucker.
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