Wolfsalarm im Wienerwald: Warum Anrainer verzweifeln

Wolfsalarm im Wienerwald: Warum Anrainer verzweifeln
Laut einer Studie beurteilen 69 Prozent der Österreicher Wölfe positiv. In betroffenen Gegenden aber herrscht Angst.

Auch wenn gut zwei Drittel der Österreicher laut aktueller Umfrage des WWF die natürliche Einwanderung von Wölfen positiv beurteilen  – direkt Betroffene sehen das anders.

In Mauerbach im Wienerwald etwa gibt es anscheinend Indizien dafür, dass jener Wolf, der vergangenen Sommer im Gemeindegebiet durch Nutztierrisse aufgefallen ist, zurück gekehrt sein könnte. Vielleicht sogar mit „Verstärkung“? Belegt ist das nicht, aber Vorfälle auf seinem Bauernhof vor wenigen Tagen deuten aus Sicht von Landwirt Bernhard Beer darauf hin.

Panik

Zwei Nächte hinter einander brachen die Rinder der Familie in der Nacht aus, ein Ochse durchbrach in Panik sogar einen Sperrbalken in der Stärke eines Telefonmastes und verletzte sich dabei. „Die Hunde haben verrückt gespielt. Wir hatten zwei Mal den Eindruck, dass ein Raubtier das schwächste Kalb schon von der Herde separiert hatte“, erzählt Beer.

Familienmitglieder patrouillierten einige Nächte lang mit Hunden, trieben die versprengten Rinder zurück. Dabei entdeckte die Mutter von Beer, eine Tierärztin, im Schein ihrer Taschenlampe aus etwa sieben Metern Entfernung ein Tier sah, das sie ansah und das „ein Wolf sein könnte“. Gleichzeitig nahm sie wahr, dass neben dem Tier im Gebüsch ein weiteres herum trappelte: „Es könnten also zwei gewesen sein.“

Wolfsalarm im Wienerwald: Warum Anrainer verzweifeln

Die Rinder der Familie Beer durchbrachen einen Zaun, einige liefen auf eine Straße

Wolfsbeauftragter Georg Rauer ist informiert worden. Da es keinen Riss gab, liegt aber keine DNA-Probe vor. Er kann also nicht feststellen, ob ein Wolf, oder gar welcher die Herde attackierte.

„Für uns ist die Situation extrem schwierig. Wir haben Zäune, die repariert werden müssen. Sind stundenlang damit beschäftigt, Tiere zu suchen und zu beruhigen. Dafür gibt es keine Entschädigung. Dazu tragen wir ein enormes Risiko, wenn ein Rind in Panik auf die Straße läuft und es zu einem Unfall kommt “, sagt Beer, der auch stellvertretender Bauern-Bezirksobmann ist.

Sollte es sich um den Wolf vom Vorjahr handeln, wäre nach Einschätzung der Familie genau jener Problemfall eingetreten, der wegen der Spezialisierung auf Nutztiere als Beute einen Abschuss rechtfertigen würde.

Dafür fehlen aber noch dokumentierte Fakten. „Uns schlägt man vor, selber Wildkameras zu kaufen und aufzuhängen. Das sollte eine eigene, öffentlich finanzierte Eingreiftruppe machen“, findet Familie Beer.

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Landwirt Beer erlebt die Belastungen für Landwirte als unzumutbar

Umfrage

69 Prozent der Österreicher stehen der Rückkehr des Wolfs „sehr“ oder „eher“ positiv gegenüber. Das ist das Ergebnis einer nach zwei Jahren wiederholten Umfrage zur Einstellung der Menschen gegenüber dem Raubtier.


Vor zwei Jahren waren noch 74 Prozent erfreut über die Wiedereinwanderung der Wölfe. Die Zustimmung ist aber aus Sicht des Auftraggebers WWF immer noch erstaunlich hoch. „Obwohl manche Interessensvertreter in den vergangenen zwei Jahren bewusst gegen das Wildtier Stimmung gemacht haben“, meint Biologe Christian Pichler vom WWF.


Das Ergebnis der Umfrage unter 1.035 Befragten zeige nach Ansicht von Pichler auch, dass die Bevölkerung mehr sachliche Information wünscht. Ganz klar deklarieren sich die Österreicher in Sachen Herdenschutz: 89 Prozent fordern in diesem Zusammenhang  unbürokratische Hilfe für Weidetierhalter, die Schutzmaßnahmen ergreifen wollen.

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