Damit hatte Wolfgang Palme nicht gerechnet. Der Gartenbauexperte, der an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn forscht, sah in seinem Versuchsgarten mitten im Winter einen erntereifen grünen Salat. Ein Gemüse, das keinen Frost verträgt – so stand es bis dahin zumindest im Lehrbuch.
Den Salat hatte wohl im Herbst ein früher Kälteschub erwischt. Der Gartenbauexperte wollte der Sache auf den Grund gehen und bekam den Forschungsauftrag, gemeinsam mit Gärtnereien herauszufinden, welches Gemüse im Garten unerwarteter Weise winterhart ist. Ergebnis nach jahrelanger Forschung: Rund 120 Gemüsesorten können im Winter frisch geerntet werden. Diese „Winterfrischgemüse“ werden jetzt, im September, ausgepflanzt oder ausgesät.
Samen und Setzlinge erhält man unter anderem in der City Farm Augarten (Details rechts). In der Grünanlage mitten in Wien werden derzeit zum Beispiel Radieschen, Kohlrabi oder Pak Choi, die auch mit beachtlich tiefen Minusgraden gut zurechtkommen, ausgepflanzt.
Sparsam
Geerntet werden kann dann den ganzen Winter über. Es ist somit eine äußerst nachhaltige Form des Gärtnerns, wie die Co-Leiterin der Cityfarm, Ingrid Greisenegger, betont: „Das hat zwei Gründe: Man verschwendet keine Heiz-und Belichtungsenergie, weil im Freiland oder im ungeheizten Gewächshaus angebaut wird, und man hat keine langen Transportwege.“
Das Schöne: Platz für Winterfrischgemüse gibt es im kleinsten Garten, selbst im Blumenkisterl. „Die Pflege ist recht einfach“, weiß Greisenegger: „Vieles, was im Sommer nötig ist, fällt weg.“ So müsse man zum Beispiel nicht düngen und nur bei Bedarf gießen. „Auch Schädlinge sind im Winter meist nicht das Thema, weil es den Schnecken, Käfern und Läusen einfach zu kalt ist und sie Ruhepause haben.“
Ein Problem können allerdings Pilzinfektionen werden. Denn Pilzsporen sind, ähnlich wie das Winterfrischgemüse, frostresistenter, als man lange Zeit angenommen hat. „Um aktiv zu werden, brauchen sie einen nassen Boden oder feuchte Blätter“, sagt Greisenegger. Wer sein Gemüse im Frühbeet anbaut, kann durch gutes Belüften den Pilzsporen die Grundlage entziehen. „Zudem sollte nur sparsam gegossen werden“, weiß die Gartenexpertin.
Schnecken
Ein Frühbeet schützt das Gemüse zwar vor starken Regengüssen, Schnee oder Windböen, ist aber manchmal auch Rückzugsort für Schnecken. Sie sind aber träger als im Frühling und somit leichter abzusammeln.
Andere Schädlinge, wie weiße Fliegen, nisten sich im Sommer im Kohlgemüse ein, das man bereits im August aussetzt. „Zum Problem werden sie im Winter aber erst nach der Ernte“, sagt Greisenegger: „Sobald man das Gemüse in der warmen Küche hat, werden die Insekten aktiv.“ Am besten man verbraucht den Kohl also sofort nach der Ernte.
Die Karottenfliege macht hingegen dem gleichnamigen Wurzelgemüse zu schaffen, das man auch jetzt noch aussäen kann: „Deren Maden fressen sich durch die Wurzelspitzen und machen die Rüben unbrauchbar“, sagt Greisenegger. Da hilft nur, nach der Aussaat Schutznetze über das Beet zu breiten.
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