Wien-Donaustadt: Bombenbastler sorgte erneut für Großeinsatz
Ein psychisch kranker Mann, der 2021 eine Rohrbombe sprengte und nun in einer Anstalt untergebracht ist, soll weiteres explosives Material im Garten vergraben haben.
Es war ein Sommertag im vergangenen Juni, als in Wien-Donaustadt plötzlich ein Rasenmäher in die Luft flog und eine Frau am Bein verletzte. Die 45-Jährige, die die Maschine lenkte, musste ins Krankenhaus. Zurückblieb ein Krater in der Wiese. Sprengstoffexperten der Polizei stellten rasch fest, dass es nicht der Rasenmäher war, der explodierte. Es handelte sich um eine nicht näher definierte „Sprengvorrichtung“, die in dem Garten vergraben war.
Neun Monate später hatten die Ermittler jetzt offenbar konkrete Hinweise, dass auf dem Grundstück in der Hanns-Reimann-Gasse noch mehr explosives Gut versteckt sein könnte. Denn am Montag wurde dort ein großräumiges Platzverbot verhängt.
Rund 20 Häuser in der Siedlung waren davon betroffen (siehe Grafik). Es bestehe Gefahr für Leben und Gesundheit, hieß es in einem Schreiben der Polizei an die Anrainer. Das Betreten der Sperrzone war strengstens verboten.
Warum in dem weitläufigen Garten ausgerechnet am Montag mit Spezialbaggern nach Sprengstoff gesucht wurde, kommentierte die Polizei nicht offiziell. Die Nachbarn glauben jedoch, den Grund zu kennen. Sie haben nämlich bereits im August 2021 einen ganz ähnlichen Vorfall erlebt.
Rohrbombe
Ein psychisch kranker 47-Jähriger hatte damals an derselben Adresse eine selbst gebaute Rohrbombe gezündet und sich verletzt. Der mehrfach vorbestrafte Mann soll damals auch Nachbarn mit dem Umbringen bedroht haben. Ein stundenlanger Großeinsatz der Polizei war die Folge, nachdem sich der Mann in dem Einfamilienhaus verbarrikadiert hatte.
Laut einem Beamten am Einsatzort hat der mittlerweile in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebrachte Bombenbastler selbst zugegeben, dass im Garten weiteres potenziell gefährliches Material vergraben sei.
Was genau er damit vorhatte, ist ebenso ungewiss, wie die Frage, wer die Frau ist, die sich beim Rasenmähen verletzte. „Es handelt sich um die Reinigungskraft der Familie, die dort mähen musste. Die Frau hatte unglaubliches Glück“, meint ein Anrainer, der sein Haus aufgrund der Suchaktion bereits um sieben Uhr Früh verlassen musste. Die Polizei wiederum spricht von einer Bekannten der Familie.
Die Mutter des schizophrenen 47-Jährigen soll nach wie vor in dem Haus leben. Sie verteidigte ihren Sohn nach der ersten Explosion im Jahr 2021 vehement und sprach von „bösen Gerüchten“, „Feuerwerkskörpern“ sowie „Chemikalien zum Putzen“, die in ihrem Haus gefunden wurden.
Die Wiener Polizei nahm die Situation offensichtlich ernster: Unzählige Beamte bewachten am Montag den großräumig gesperrten Gefahrenbereich. Rettung und Feuerwehr waren ebenfalls mit mehreren Fahrzeugen vor Ort. Sprengstoff- und Entschärfungsexperten sollen schließlich rund 500 Gramm des hochexplosiven Stoffs TATP geborgen haben.
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