Wie eine 69-jährige Kärntnerin falsche Polizisten in die Falle lockte

Es war ein Donnerstag, als Frau Anna einen Anruf erhielt, der alles verändern sollte. „Eine Dame mit deutschem Akzent hat sich gemeldet und gesagt: Hier ist die Polizei“, erzählt die selbstsichere Frau, als man sie in einer gemütlichen Hotelbar in der Nähe des Wörthersees trifft.
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Wie sich wenig später herausstellen sollte, telefoniert die 69-Jährige, die zwar ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen, aber ihre Geschichte erzählen will, an diesem Donnerstag mit Betrügern.
Jenen Männern und Frauen, die sich als falsche Polizisten ausgeben und so allein im Jahr 2022 einen Schaden von 15 Millionen Euro in Österreich anrichteten. Insgesamt wurden im selben Zeitraum bei Betrugshandlungen 700 Millionen Euro ergaunert.
„Im ersten Moment war ich völlig erschrocken, weil wann ruft die Polizei an? Wenn etwas passiert ist“, sagt Frau Anna. Die falsche Polizistin behauptet, dass die Tochter von Frau Anna einen Unfall hatte, bei dem jemand getötet wurde, die Tochter in U-Haft und für sie eine Kaution, in der Höhe von 92.000 Euro, zu hinterlegen sei.
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Am Telefon hat jemand furchtbar geschluchzt, nach dem zweiten Schluchzer wusste ich, das ist nicht mein Kind
Pensionistin
Frau Anna erhält auch die Chance mit ihrer vermeintlichen Tochter zu sprechen. „Da kam irgendwer ans Telefon, der furchtbar geschluchzt hat und nach dem zweiten Schluchzer wusste ich, das ist nicht mein Kind.“ Der emotionale Stress sei in diesem Moment von ihr abgefallen. „Ich konnte wieder klar denken und hab mir nur gedacht: Hält die mich wirklich für so blöd, dass ich das glaube?“
"Hält mich der wirklich für so blöd?"
Die resolute Frau, die die Betrugsmasche bereits aus Medienberichten kannte, verwickelt die Kriminellen in ein Gespräch, während ihr Mann die echte Polizei verständigt. Noch während die falschen Polizisten Frau Anna versuchen zu überzeugen Schmuck, Gold und Geld einem Mittelsmann zu übergeben, rückt die echte Polizei in nur neun Minuten an und unterstützt das Ehepaar vor Ort.
„Die Beamten am Notruf haben uns gesagt, wir sollen die Betrüger in ein Gespräch verwickeln“, erzählt Frau Annas Mann. Kein Problem für die 69-Jährige, die in ihrer Jugend gleich mehrere Kampfsportarten betrieben hat.
Mit gleicher Münze
Während die Betrüger versuchen, sie davon zu überzeugen mit ihrem Auto zu einem Treffpunkt zu fahren, erfindet sie Ausreden: „Ich habe mir wirklich einen Spaß daraus gemacht und gesagt, dass unser Auto in der Werkstatt steht und wir es erst am Mittwoch bekommen, ich erst mit dem Omnibus anreisen müsste, aber der nur einmal in der Stunde fährt.“
Die Polizei hat folgende Tipps veröffentlicht, um nicht auf Betrüger reinzufallen:
- Die Polizei verlangt keine Wertgegenstände zur Verwahrung.
- Verdächtige Telefonate sollen umgehend beendet werden. Im Anschluss soll die Polizei verständigt werden (133).
- Verwandte und Bekannte sollten nach Möglichkeit über diese Betrugsform aufgeklärt werden.
- Angehörige sollten ihre engsten Verwandten auch alternative Ansprechpartner für die Kontaktaufnahme vermitteln, falls sie selbst einmal nicht sofort erreichbar sind.
Die Polizei hört dem Gespräch zu und berät das Ehepaar. Denn die Betrüger gehen höchst professionell vor. Frau Anna wird von den falschen Polizisten am Festnetztelefon angerufen. Während des Gesprächs kontaktieren sie die Betrüger zeitgleich über ihr Handy. Das Festnetztelefon darf sie trotzdem nicht auflegen.
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So soll jede Chance verhindert werden, um die Polizei, oder die echte Tochter zu verständigen. Nach langem Hin- und Her kommt es tatsächlich im Beisein der Polizei zu einer inszenierten Übergabe von Schmuck, Geld und Gold. „Als der Betrüger die Tasche mit den Wertgegenständen ergreifen wollte, hat die Polizei zugeschlagen. Da hat der Betrüger dann nichts mehr gesagt“, erzählt Frau Anna.
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