Wie das neue Pfandsystem funktioniert: Die Kroaten leben es vor

Wie das neue Pfandsystem funktioniert: Die Kroaten leben es vor
Erst Pfand bezahlen, dann den Pfand zurückbezahlen: selbst auf kleinen Inseln in der Adria gelingt das.
Von Uwe Mauch

Am Anfang waren viele, um nicht zu sagen fast alle, gegen das neue Pfandsystem: Bringt nix! Ist viel zu kompliziert! Brauchen wir nicht! Am Ende haben es dann eh alle immer schon gewusst, dass Einheben von Pfand bei Dosen und Plastikflaschen nicht die dümmste aller Ideen ist.

Bericht aus Österreich? Nein, aus Kroatien. Heute ist das kollektive Getränke-Gebinde-Trennen in den kroatischen Haushalten kein großes Thema mehr. Dosen und Plastikflaschen werden in Plastiksäcken gesammelt und je nach Konsum ein Mal in vier bis sechs Wochen zum Einkaufen in den Supermarkt mitgenommen.

Maximal 80 Gebinde dürfen abgegeben werden. Manchmal wartet man vor den Automaten, die exakt so aussehen wie die neuen österreichischen, ein paar Minuten. Dann schlucken diese alles, was sie schlucken sollen, und spucken wieder aus, wofür zuvor kein Pfand eingehoben worden war.

Selbst auf entfernteren kleinen Inseln in der Adria, deren Bewohner Neuem ungefähr so aufgeschlossen sind wie Älpler in den hintersten Alpentälern, haut das mittlerweile hin. Die Zeiten, in denen ein Automat auf einer gar nicht so unbekannten Insel drei Wochen lang „wegen technischer Probleme“ Leergut verweigert, scheinen vorbei.

So wie in anderen EU-Ländern hat sich in Kroatien eine Art Schattenwirtschaft etabliert. Arme suchen nach Leergut und versuchen, mit ihren kargen Erlösen dafür über die Runden zu kommen. Das sorgt für kein böses Blut. Im Gegenteil. Viele Kunden und Kundinnen überlassen ihren Pfand Menschen, die ihn dringender benötigen.

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