"Wenn die Hölle aktiv wird": Pfarrer greift Grazer Frauen-Aktivistinnen an

"Wenn die Hölle aktiv wird": Pfarrer greift Grazer Frauen-Aktivistinnen an
Der steirische Pfarrer Roger Ibounigg bewertet Kundgebung als Angriff gegen die katholischen Glaubenssätze.

Im steirischen Pöllauberg wird die Heilige Messe noch hochgehalten. So hoch sogar, dass man sie seit einigen Jahren auch auf YouTube mitverfolgen kann. Die Messe vom 6. Juli allerdings muss man auf der Onlineplattform bewusst suchen, um zu dem Video zu gelangen. Denn der Beitrag ist aufgrund der Richtlinien nur eingeschränkt verfügbar, „Dieses Video ist eventuell für einige Nutzer unangemessen“, heißt es.

Und tatsächlich kommt der Pfarrer der 2.000-Seelen-Gemeinde, Roger Ibounigg, bei seiner Predigt zur Sache: Er plädierte vor der Kirchengemeinde dafür, der Jugend den Wert der Keuschheit klar zu machen, die die Kleine Zeitung berichtete. Kein Sex vor der Ehe also – auch „wenn die ganze Hölle dagegen anrennt“, mahnte der Priester. „Denn die Unreinheit dringt aus allen Poren der Medien.“

Appell für Keuschheit

Der Anlass der Predigt war das religiöse Jugendtreffen, das dieser Tage im Schlosspark Pöllau stattfindet und das Ibounigg mitbegründet hat. Rund 400 Jugendliche und junge Erwachsene kommen dort jedes Jahr zusammen, nächstes Jahr wird man erstmals im oberösterreichischen Stift Kremsmünster zusammentreffen. Geht es nach Ibounigg, muss der Jugend wieder „Ehrfurcht vor dem großen Geschenk der Sexualität“ vermittelt werden.

„Hütet euch vor der Unzucht. Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib“, zitierte der Geistliche Paulus aus dem Korintherbrief, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. Und er kritisierte ganz offen das "Women's Action Forum" aus Graz, das für die Gleichstellung von Frauen und Männern kämpft.

"Wenn die Hölle aktiv wird": Pfarrer greift Grazer Frauen-Aktivistinnen an

Ein Screenshot der umstrittenen Predigt.

Im Vorjahr organisierten die Aktivistinnen während des Jugendtreffens eine Kundgebung mit Regenbogenfahnen, um für mehr Toleranz zu kämpfen. „Wenn die Hölle aktiv wird, dann muss es etwas Wichtiges sein“, zog Ibounigg einen Vergleich. Selbst vor der eigenen Institution machte er bei seiner Kritik nicht Halt; der Wert der Keuschheit werde nicht einmal mehr im Inneren der Kirche hochgehalten, geschweige denn im Religionsunterricht, betonte er.

Jugendtreffen-Sprecher grenzt sich ab

Gegenüber der Kleinen Zeitung steht Ibounigg zum Inhalt seiner Predigt. "Wenn ich Friede, Freude, Eierkuchen predige, kratzt das niemanden. Aber ich kann zu solchen Themen nicht schweigen, wir müssen als Kirche hier Orientierung geben." Dass die Messe auch auf YouTube verewigt wurde, war ihm bewusst; er sprach den Umstand sogar während der Predigt an.

Das "Women's Action Forum" bewertet seine Worte als klaren Angriff. Abgrenzen will sich auch Rupert Santner, der Kooperator des Jugendtreffens ist. „Das spiegelt nicht die Auffassung des Jugendtreffens wider", macht er klar.

Kommentare