Ihr Aussehen ist für Alexa seit ihrer Jugend ein zentrales Thema: Als Teenager brach sie das Gymnasium ab, weil Lehrer sie aufgrund ihrer Gothic-Optik verurteilt hatten. Mit 18 begann sie, ihre Lippen aufzuspritzen, mit 19 unterzog sie sich ihrer ersten (und einzigen) Schönheitsoperation, um ihre Brüste zu vergrößern: „Davor habe ich mich nackt wie ein Junge gefühlt und war einfach unglücklich“, erzählt Alexa. Botox probierte sie mit 25 erstmals aus, auf Empfehlung ihrer Neurologin, um ihre Migräne zu lindern.
Unter ihrem Künstlernamen Alexa ist sie heutzutage unter anderem als DJane, Model, Make-Up-Artist und Content Creator, also in den sozialen Medien, aktiv.
Soziale Medien
Dass Menschen ihr Aussehen mittels Schönheitseingriffen verändern, ist per se schon lange nichts Ungewöhnliches mehr: Laut dem plastischen Chirurgen Jörg Knabl seien Schönheitseingriffe besonders während Corona angestiegen: „Viele hatten mehr Zeit und konnten durch das Homeoffice nach den Eingriffen zu Hause bleiben.“ Wieso sich Menschen für so einen Eingriff entscheiden, habe verschiedene Gründe: Soziale Medien spielen eine Rolle, erklärt der Chirurg. „Noch größer ist aber der Einfluss von Menschen im Umfeld oder vom eigenen Partner.“
Sie selbst habe sich nie unattraktiv gefühlt, sei auch immer selbstbewusst gewesen, sagt Alexa. „Noch nie habe ich etwas an mir ändern lassen, um Männern zu gefallen. Ich habe alles für mich selbst getan, weil ich es wollte. Ich stehe für mich selbst ein.“ Genau mit diesem Vorurteil, Männern gefallen zu wollen, werde sie aber immer wieder konfrontiert. Vielen anderen Frauen, die durch kosmetische Eingriffe oder Kleidung ihre Weiblichkeit hervorheben, gehe es genauso. Dabei ist Alexa Feministin, sagt sie. „Ich sehe mich überhaupt nicht in einer Position, in der ich Männern schuldig bin, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Alles, was eine Frau für sich tut, ist feministisch“, betont die 29-Jährige.
Die drei häufigsten Eingriffe, die Frauen vornehmen lassen, sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) Brustvergrößerungen, Lidstraffungen und Fettabsaugungen.
Alexa war immer bewusst, dass sie Blicke auf sich zieht – auch wenn das nie ihre Intention gewesen sei, wie sie erklärt. Sie will es den Menschen auch nicht nehmen, sie anzuschauen, das stehe schließlich jedem zu. „Bei Diskriminierung hört es aber auf. Jeder hat das Recht, seinen Alltag normal leben zu können. Bei mir ist das in Wien mittlerweile nicht mehr der Fall“.
Tägliche Beleidigungen
Fast täglich werde Alexa mit beleidigenden Aussagen konfrontiert. „Meistens ist es dieselbe Situation: Ein Mann und eine Frau spazieren an mir vorbei, die Frau lästert, der Mann starrt mich an.“ Andere Körperformen werden nur akzeptiert, wenn sie natürlich sind, sagt Alexa: „Wenn man dick ist, soll man zu sich selbst stehen. Wenn man dünn ist, auch. Solange man nichts an sich machen lässt, wird es von der Gesellschaft akzeptiert.“
Ein paar Jahre nachdem sie die Schule abgebrochen hatte, holte sie die Matura nach und studiert nun Psychologie. „Viele haben mir gesagt, sie hätten nicht gedacht, dass jemand wie ich studiert.“ Vom Aussehen auf den Charakter zu schließen, sei aber nicht in Ordnung: „Ist den Menschen eigentlich bewusst, dass ich auch ein Mensch bin?“