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VP will den stotternden Wahlkampfmotor auf Touren bringen
In weniger als vier Wochen wählt Tirol. Die regierende Volkspartei geht nun aktiv auf Stimmenfang
Am Revers seiner Weste trägt VP-Geschäftsführer Martin Malaun eine Anstecknadel mit einem roten „T“ wie Toni. Und ist damit nicht alleine bei einer mit Funktionären aufgemascherlten Vorstellung der ersten Wahlplakate der Volkspartei.
Die Sujets sind darauf ausgerichtet „den Toni“ Mattle – bis zur Ankündigung des Rückzugs von Noch-Landeshauptmann Günther Platter in der zweiten Reihe daheim – tirolweit zur Marke zu machen. Malaun geht davon aus, dass der neue VP-Obmann „bis 14 Tage vor der Wahl nahezu 100 Prozent Bekanntheit haben wird“.
Startschuss in Galtür
Am kommenden Sonntag präsentieren die machtgewohnten Schwarzen in Galtür, der Heimatgemeinde von Mattle, ihr Programm und rücken das Team ins Rampenlicht.
Der Rahmen ist bescheiden, kommt ohne großen Auflauf von Anhängern aus und ist der offizielle Startschuss für den VP-Wahlkampf. Inoffiziell hat er – so wie bei allen anderen Parteien auch – schon vor Wochen begonnen.
Holpriger Übergang
Ganz reibungslos läuft der schwarze Wahlkampfmotor – sonst eine geölte Maschine bei der Partei, die seit 1945 den Landeshauptmann stellt – aber noch nicht. Nach 14 Jahren Platter ist der Übergang ein holpriger Parallellauf.
So kündigte Wirtschaftslandesrat Mattle – und nicht Eigentümervertreter Platter – etwa unlängst eine Sonderdividende des Landesenergieversorgers Tiwag an, die zur Finanzierung von Anti-Teuerungsmaßnahmen verwendet werden soll. Der Tiwag-Chef stellte jedoch eine Auszahlung im heurigen Jahr in Abrede.
Mattle „mit dabei“
Inzwischen sind die Wogen geglättet. Aber kommunikativ hat man nicht geglänzt. Zudem scheint Platter den Platz an der Sonne im Abgang noch nicht ganz aufgeben zu wollen. Da sitzt Mattle bei einem Anti-Teuerungsgipfel am äußersten Rand der Regierungstruppe oder ist bei der Eröffnung des Forum Alpbach nur im Schatten des Landeshauptmanns zu finden.

Auf den Noch-Landeshauptmann war auch die VP-Sommertour schon zugeschnitten, bevor der Wechsel im Juni verkündet wurde. „Jetzt war halt Toni Mattle mit dabei“, berichtet Malaun über die bisherigen Aktivitäten im Vorwahlkampf, bei der der alte und der mögliche neue Landeshauptmann einen Veranstaltungsmarathon mit 3.000 Gästen absolvierten.
Zumindest die Strategie für die verbleibenden knapp fünf Wochen bis zur Wahl am 25. September scheint klar. Mattle wird als verlässlicher Fels in der Krisenbrandung inszeniert. Auf den am Dienstag vorgestellten Plakat-Sujets ist der Frontmann formatfüllend zu sehen. Dazu gibt es Slogans wie „Klarer Kopf“.

Geht sich nach der Wahl eine Zweier-Koalition zwischen ÖVP und SPÖ aus, stehen die Chancen gut, dass es diese Variante wird. SPÖ-Chef Georg Dornauer hat am Dienstag das Wahlprogramm seiner Partei präsentiert. Das enthält zwar „214 konkrete Forderungspunkte“.
Die vorgestellten andressieren aber kaum die Landespolitik. Es scheint, als wolle die SPÖ sich keine Regierungstüren zuschlagen, bevor es überhaupt zu Verhandlungen kommt.
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